On Friday, January 21, 2005 4:55 AM
Hella Breitkopf <he38(a)abwesend.de> wrote:
Und nachhakend wg. Wikreader:
a) Welche potentiellen / konkreten Probleme sieht der Vorstand ?
Es gibt keine offizielle vom Vorstand abgesegnete Position zu dem Thema.
Wie bereits erwähnt, hat der Vorstand als solcher mit der Entscheidung
auch nichts zu tun gehabt. Ich persönlich denke (und soweit ich das
erkennen kann, besteht da im Vorstand zumindest grunsätzlich Konsens),
dass wir eine saubere Trennung benötigen zwischen Wikimedia-Projekten,
solchen die Wikimedia unterstützt und sonstigen Projekten, die einfach
nur Wikipedia-Inhalte nutzen.
Die Anforderungen an die dritte Kategorie sind einfach: Einhaltung der
GFDL (und sonstiger juristischer Rahmenbedingungen). Bei den anderen
beiden ist das schon etwas schwieriger, weil hier nicht nur juristische,
sondern auch moralische Aspekte relevant sind. Außerdem sind die beiden
Kategorien nicht immer eindeutig zu trennen (wie im Falle WikiReader).
Hier hat sich aus der Community heraus ein Projekt entwickelt, dass
gleichzeitig auch eine gewerbliche Komponente hatte (die Druckausgaben
werden von Tom bzw. Harko herausgegeben).
Anfangs schien das alles kein Problem (beide durften das Logo nutzen,
Tom hat sogar "Risikokapital" von Jimbo bekommen und zudem wurde ein
offizieller Wikimedia-Shop eingerichtet, über den Tom und Harko ihre
Produkte vertrieben haben). Was fehlte, war eine eindeutige Vereinbarung
(getreu nach dem Motto "Assume Good Faith" hat man darauf vertraut, dass
alle Beteiligten ausreichend vernünftig sind).
Offenbar gab es aber erheblich abweichende Ansichten darüber, was
vernünftig ist. Was das aus meiner Sicht bedeutet, habe ich in meiner
gestrigen Mail beschrieben:
http://mail.wikipedia.org/pipermail/vereinde-l/2005-January/000084.html
Mittlerweile scheint Tom eingesehen zu haben, dass er ziemlich ins Klo
gegriffen hat:
http://mail.wikipedia.org/pipermail/wikide-l/2005-January/009991.html
Ob das den direkt Beteiligten ausreicht, um das arg ramponierte
Verhältnis wieder zu einem einigermaßen vertrauensvollen zu machen, weiß
ich nicht. Ich weiß im Moment auch noch nicht, ob es mir selbst reicht.
Also lieber wieder weg vom Einzelfall: Bei allem, was wir tun (dazu
zählen nicht nur unsere eigenen Projekte, sondern auch die, die wir in
welcher Art auch immer unterstützen), müssen wir auf unsere
Glaubwürdigkeit achten. Denn als gemeinnützige und auf Spenden
angewiesene Organisation müssen wir höllisch aufpassen, unseren Ruf
nicht zu beschädigen. Und da die Öffentlichkeit (dazu zählen auch
Journalisten) nur begrenzt fähig ist, Kleingedrucktes zu lesen, müssen
wir dafür sorgen, dass sich nur solche Projekte mit dem Namen Wikipedia
bzw. Wikimedia schmücken, die ausreichend vertrauenswürdig sind.
b) Anscheinend hat Jimbo irgendetwas gegrummelt. Was?
Jimbo war auf 180 (wenn ich seine Äußerungen im Chat richtig deute),
weil er (ich glaube aus seiner privaten Geldbörse) Tom vor einem halben
Jahr Geld für den WikiReader Internet vorgestreckt hat (quasi als
Risikofinanzierung, und es war keine kleine Summe) und zumindest bis vor
wenigen Tagen trotz mehrmaliger Nachfragen keine Informationen über den
finanziellen Stand des Projektes hatte. Auch die Fragen anderer
Board-Mitglieder bzgl. des Shops blieben wohl unbeantwortet oder
zumindest ohne klare Antwort. Dass Tom seine Pressemitteilung für den
gedruckten WikiReader Digest verschickt hat, obwohl ihn mehrere Leute
aufgefordert haben, damit zu warten, bis zurückliegende Angelegenheiten
und offene Fragen in Bezug auf das aktuelle Projekt geklärt sind, hat
das Fass dann wohl zum überlaufen gebracht. Die wichtigste daraus
resultierende Maßnahme war, den Shop (
http://shop.wikipedia.org) zu
schließen.
c) gibt es da eine Vorgeschichte?
d) anscheinend ja - welche?
Siehe oben. Es gibt noch einige weitere Details, aber wie bereits in
einer anderen Mail erwähnt, möchte ich hier nicht jedes Detail
ausbreiten, zumal ich auch nicht alle Details kenne. Insofern sind auch
obige Erläuterungen zwar nach bestem Wissen und Gewissen aber ohne
Gewähr. Im Zweifel würde ich vorschlagen, dass Ihr einfach die direkt
Beteiligten fragt.
Viele Grüße
Arne
--
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