[Wikide-l] Wikipedia ist politisch nicht aktiv. Scheiss drauf

Thomas Hochstein ml at ancalagon.inka.de
Do Jun 30 21:38:56 UTC 2005


"Agon S. Buchholz" schrieb:

>> So ist es. Ein solches Verhalten ist elementar für einen Rechtsstaat.
>
> Elementar für einen Rechtsstaat sind mündige Bürger, die Sinn und Unsinn 
> normierter Regelungen vernünftig beurteilen können; kein Land dieser 
> Erde hat vollständige Regelungen für alle Bereiche des Lebens, der 
> Bürger muss also in der Lage sein, auf der Basis eines grundlegenden 
> Rechts- und Unrechtsverständnisses die für ihn gültigen

Ja.

> und annehmbaren Regelungen anzuerkennen.

Nein. Ein Rechtsstaat basiert darauf, daß auch die "nicht genehmen"
Regeln einzuhalten sind.

> Ein Beispiel hierfür ist die Abmahnpraxis gegen private 
> Websitebetreiber: Das Instrument der Abmahnung war nie dafür gedacht, 
> hunderttausende von Privatleuten mit Klagen über etiche tausend Euro zu 
> überziehen;

Es dient nicht der Beutelschneiderei für spezialisierte
Anwaltskanzleien; es dient aber sehr wohl der Unterbindung auch weit
verbreiteter rechtswidriger Handlungen _vor_ einem kostspieligen (oder
noch kostspieligeren) Rechtsstreit.

> Wie gesagt, ich halte die "Ausnahmefälle" eher für den Normalzustand, 
> und ich sehe einen enormen Unterschied zwischen dem Versuch des mündigen 
> Bürgers, Gesetze nach Richtigkeit und Gerechtigkeit zu beurteilen

Das kann, ja muß er auch; denn an der Beseitigung als falsch oder
ungerecht empfundener Gesetze muß er dann politisch arbeiten. Nur darf
er sie nicht einfach ignorieren, nur weil sie ihm nicht passen.

>> Die gibt es doch. Siehe Wikipedia. Du brauchst nur jemanden, der Dir 
>> eine Plattform bereitstellt. Auch in einer Zeitung kannst Du anonym 
>> publizieren - Du kannst nur nicht eine solche anonym herausgeben. :)
>
> Warum sollte man eigentlich eine Zeitung nicht anonym herausgeben 
> können?

Weil es wünschenswert ist, einen Verantwortlichen zu haben, der die
Haftung für eventuelle Rechtsverletzungen zu übernehmen hat.

Anonymität hat nicht nur einseitig Vorteile für den Publizierenden,
sondern auch Nachteile für dessen mögliche Opfer.

> Warum nicht? Staatliche Normen und rechtliche Regelungen sind immer an 
> einen Zeitkontext gebunden; die Möglichkeit des anonymen Publizierens 
> dient nicht primär dem Kaschieren peinlichen Geschreibsels, sondern um 
> etwas zu sagen, was man sonst nicht sagen könnte.

Das ist im Rahmen des rechtlich zulässigen wünschenswert; außerhalb
dessen ist es das nicht

-thh