[Wikide-l] Oh, mal wieder ein sehr netter Artikel [RANT]

Ulrich Fuchs mail at ulrich-fuchs.de
Mi Okt 27 18:39:47 UTC 2004


> Diskussionen mit dir sind immer ein wenig ärgerlich, weil neben den
> (zulässigen) Globalaussagen noch nicht einmal der Versuch kommt, Belege
> am Text zu finden. Wenn Belege kommen, dann eher was wie "oh, doch
> besser als gedacht" (Madrid) oder "Löbliche Ausnahme" (Nauru).

Diskussionen mit Dir sind immer ein wenig ärgerlich, weil noch nichtmal der 
Versuch kommt, qualitative Globalaussagen zu treffen (außer "Wikipedia 
funktioniert"). Wenn Belege kommen, dann sind es prinzipiell Einzelfälle 
(Nauru), die Du unzülässigerweise auf den Gesamtzustand überträgst.

>
> Abgesehen davon solltest du dich schämen, mal wieder pauschal allen
> Autoren ans Bein gepisst zu haben, die in der Wikipedia schreiben und
> nebenbei (oder andersrum, die Priorität sei freigestellt) noch ihren
> PhD, ihre Diss, ihre Habil oder was auch immer vorantreiben. 

Nein, ich hab nur denen ans Bein gepisst, die in der Wikipedia schreiben und 
nebenbei überlegen, wen sie denn demnächst aus dem Big-Brother-Container 
rauswählen sollen. Leider sind das derzeit die mehreren.

> hast du recht und unsere Fachleute sind in Wirklichkeit Idioten oder du
Wir haben zu wenig Fachleute. *Das* kritisiere ich - und das scheuklappige 
Verhalten der Fachleute, die, wie Du, die Augen vor unseren Problemen 
verschließen, und statt dessen zunehmend in hohle Marketing-Phrasen 
verfallen. 

> >>Birne vergleichen und nicht Gemüse, kommen wir der Sache ein wenig näher.
> >
> > Sorry, aber hier weiß ich nicht, was Du sagen willst???
>
> Ich weiss, daß du kein Problem mit würziger Kritik hast, darum speziell
> für dich:
>
> * Ist das eine Frage.
> * Das ist eine Frage?

Ich hatte Dich einfach nicht verstanden. Sowas soll vorkommen. Eine Rückfrage 
ist eine Rückfrage ist eine Rückfrage.

>
> Nein, es geht mir nicht um deinen verhunzten Satz hier oder "Aber da
> ganz Du systembedingt davon ausgehen, dass der rest noch kommt" oben,
sollte "kannst" heißen. Meine Finger sind manchmal etwas vom Gehirn 
abgekoppelt. Sorry, ich muss meine Mails besser korrekturlesen.

> sondern um diese Selbstgefälligkeit einfach mal kurz auf die Liste
> rotzen zu können und dann wieder "Ich hab's ja Euch gleich gesagt" aus
> dem Basiswortschatz in die Liste zu pasten. Deine Meinung ist mir zu
> wichtig, um dir die Gelegenheit zu lassen, sie durch das Ausleben deiner
> sozialen Defizite zu untergraben.
Solange mein soziales Defizit daran bestimmt, Probleme beim Namen zu nennen 
und nicht unter den Teppich zu kehren, lebe ich gerne damit.

> Angenommen, ich wäre die EB und sich sähe, daß der TB-Artikel in der EB
Was ist denn jetzt schon wieder "TB" - sorry, ich weiß schon wieder nicht, 
worum es geht...

> zwar vorhanden und vielleicht auch faktisch korrekt, aber dank des
> Redaktionsstandes Mai 2004 für den Tageszeitungsleser mehr oder weniger
> unbrauchbar sei, dann hätte ich solange kein Problem damit, wie es nicht
> für ebendiesen Zeitungsleser eine Alternative gäbe. Sicher, Munzinger
> hat schon grüne Ordner gefüllt, als ich die Saugkraft von Pampers
> ausgetestet habe, aber hier fehlt einfach die Masse eben jener grüner
> Ordner in deutschen TageszeitungsleserInnenhaushalten. Angenommen, ein
> Guardian-Journalist käme nun zu mir und würde mir genau die Vorteile des
> Alternativangebotes vorhalten und mich um Aussagen bitten, würde ich
> alle meine PR-Skills zusammenreissen und alles dafür tun, um
> a) von dem Vergleich abzukommen
> b) die Alternative zu diskreditieren.
>
> Dass sie auf den Rambot verweisen, daß sie auf Coronation Street
> verweisen und dass sie alles tun, ja nicht auf die Qualität der Inhalte
> als solches zu kommen, ist kein Beweis, daß ihre Gedanken so waren.

Ich beziehe mich ausschließlich auf das zweite Statement (Gewichtung der 
Inhalte). Du argumentierst grade gegen etwas, wozu ich mich überhaupt nicht 
gäußert hatte (Qualität der Inhalte) - und übrigens schon wieder an einem 
Einzelfall (TB, was immer das ist). Der zweite Kritikpunkt der EB-Leute war 
aber ein globaler - es ging nicht um Qualitätsvergleiche zwischen Artikeln, 
es ging darum, wo das jeweilige System seinen Schwerpunkt hat. Und der ist 
bei uns ganz klar nicht da, wo er bei der Britannica ist. Der Konkurrenz zu 
machen, war aber mal unsere selbstgestellte Aufgabe.

>
> Um jetzt mal wieder auf deutsche Verhältnisse abzusteigen, da hat Klaus
> Holoch schon ein paar Schritte mehr auf Lager. Manchmal. Als er auf DW
> mal die LSBS angesprochen hat, war das okay.

> Mikropedia vs. Makropedia. Gib mir ein paar Tage, beide Begriffe zu
> vergleichen. Wenn der Vergleich lang genug wird, wird auch das Großzitat
> des Textes möglich. Machst du bei einem sauberen Vergleich mit und
> wollen wir externe Leute einbinden? Ein Fall für die Wikipedisten.

Von mir aus bin ich dabei. Dann sollten wir uns aber mal mehrere Stichworte 
raussuchen (und zwar solche, die man typischerweise in einer Enzyklopädie 
nachschlagen will: Sprich: Kunst, Kultur, Wissenschaften, nicht: 
Internetprominenz), und uns ein vernünftiges Bewertungsschema überlegen 
(nicht wie ct: Vorhanden: 1 Punkt, nicht vorhanden: 0 Punkte). Wir brauchen 
bspw. pro Stichwort (ohne vorher in die WP zu kucken) Kernaussagen, deren 
Vorhandensein wir prüfen. An nen 24-bändigen Brockhaus komm ich dran. 
Allerdings muss ich die nächsten paar Tage noch den ISKO-Vortrag vorbereiten. 

>
> > Nein, die Gewichtung widerspiegelt die Teilnehmerstruktur (ein
> > Kennzeichen eines Wikis). Und zeugt davon, dass unsere Teilnehmerstruktur
> > nicht passt: Zu viel Hobbyisten und googler,  zu wenig Wissenschaftler.
>
> O.B.d.A. (Was das mit der Themenverteilung im Gegensatz zur
> Niveauverteilung zu tun hat, ist mir schleierhaft)

Leute, die über ihre Hobbies schreiben, werden nicht mit Leuten mithalten, die 
mit dem Thema Geld verdienen können. Es ist ein Qualitätsproblem, wenn ich 
über Vorgeschichte statt über Projektmanagement schreibe, weil ich vom 
ersteren viel weniger verstehe als vom letzteren. Dass ich (und viele andere 
Fachleute auch) das aber tun, zeugt davon, dass die Steuerung der Resourcen 
nicht richtig zu funktionieren scheint. 

Noch schlimmer wird es allerdings, wenn ich von Vorgeschichte nichts verstehe, 
aber zu dem Artikeln dazutippe, dass das ZDF am 27. Oktober eine Sendung über 
Neandertaler gebracht hat. Dann verstehe ich vor allem nichts von 
Enzyklopädien. Und von *dieser* Sorte User (die sich zwar in ihren Hobbies 
gut auskennen mögen, aber keinen Schimmer haben, worauf es eigentlich 
ankommt, wenn man texte für eine Enzyklopädie erstellen will) haben wir 
definitiv zu viel, weil wir sie streicheln, statt klar zu sagen: Hier schadet 
ihr weit mehr als ihr nützt, bitte sucht Euch eine andere Beschäftigung. Wir 
machen zudem noch den Leuten, die wissenschaftlich arbeiten wollen, das Leben 
zur Hölle, weil sie monatelang mit völlig merkbefreiten Menschen diskutieren 
müssen und jeden Artikel, den sie geschrieben haben, paraktisch lebenslang 
beobachten müssen, weil er sonst langsam aber sicher schlechter werden wird 
(und ich meine wirklich nicht *verändert*, sondern *schlechter*). Kein 
Wunder, dass auch die sich lieber mit ihren Hobbies beschäftigen, da kan man 
leichter mal zurückstecken, wenn irgendein anderer Halbwissender unbedingt 
auf Unsinn im Artikel besteht.

> Dass 
> wir in der Tendenz schneller werden, bei den üblichen Verdächtigen einen
> kleinen Vorsprung zu schaffen, wirst du bei den OB-Wahlen in Stg gemerkt
> haben. 

Nun, auch da haben wir wieder auf aktuelle Ereignisse reagiert. Es steht der 
Beweis noch aus (dazu brauchen wir einfach noch Zeit), ob wie die solcherart 
angelegten Artikel aktuell halten können, oder ob sie eben veralten und wir 
uns damit letztlich einen *größeren* Anteil veralteter Information 
heranziehen, als er in klassischen Enzyklopädien vorzufinden ist.
> Oder auch nicht. Ebenso bei der Entscheidung, alle MdB reinzunehmen. 
Ja - warten wir mal ab, ob wir alle, die nach der nächsten Wahl nicht mehr 
dabei sind, korrekt auf den neuen Stand bekommen. Wie gesagt: Hier halte ich 
noch keine Aussage für möglich. 

>
> Wenigstens bist du von diesem grässlichen Indikativ runter. Schreibe
> Alternativen auf, formuliere sie aus (ja, damit meine ich mehr als
> "alles Scheisse") und probiere sie aus. Und in der Zwischenzeit lass
> doch bitte die Menschen arbeiten, die noch nicht mit der Menschheit
> abgeschlossen haben.
Oh - mitnichten mit der Menschheit. Nur mit der Wikipedia-Community. Die eine 
Hälfte baut scheiße, und die andere Hälfte kuckt dabei zu. Ab und zu ruft 
mich die andere Hälfte dann mal an und erzählt mir so einen Unsinn wie "Uli 
wir brauchen Dich", "ich habe die Wikipedia noch nicht ganz aufgegeben" etc., 
nur wenn es darum geht, mal wirklich was zu unternehmen und das Steuer 
rumzureißen, dann pappt man lieber ein "nehmt nicht an Abstimmungen teil" auf 
seine Userseite und überlässt das Feld der Fraktion der Verflacher.

> > Gerade mit den Meyers-Artikeln haben wir uns schon häufig lächerlich
> > gemacht.
>
> ja?
ja.

> Noch eine Ohrfeige für die Menschen, die mühsam an den Artikeln arbeiten.
Es ist eine Frage der Effizienz. Diese Menschen müssten weit weniger mühsam 
arbeiten, wenn der Grundkonsens "Qualität" wieder allgemein(!) eingefordert 
würde, und eben nicht nur bei einem Prozent unserer Artikel. Diese Menschen 
schöpfen mit einem riesen Engagement ein volllaufendes Boot mit Fingerhüten 
aus, statt zu versuchen, das Leck dicht zu kriegen. Der eine oder andere 
rupft an dem Leck sogar noch ein bisschen rum, um denen, die "stopft das Loch 
zu" schreien und an dieses Loch ranwollen, nochmal zu erklären, dass das Loch 
überhaupt nicht das Problem ist, sondern dass man zu wenig Fingerhüte hätte. 
Verzeih mir bitte, wenn ich in dieser Situation gezwungen bin, Ohrfeigen zu 
verteilen.

> Verkürzen wir deinen obigen Satz auf: Wikipedia funktioniert, weil sich
> die Menschen einsetzen, darum funktioniert es nicht.
Siehe oben.

> sorry, musste mal sein.
Tu Dir keinen Zwang an... ;-)

Uli