[Wikide-l] Oh, mal wieder ein sehr netter Artikel [RANT]

Mathias Schindler neubau at presroi.de
Mi Okt 27 17:20:52 UTC 2004


Ulrich Fuchs wrote:

> Stimmt. Aber da ganz Du systembedingt davon ausgehen, dass der rest noch 
> kommt. Bei uns musst Du leider systembedingt davon ausgehen, dass der Rest 
> nicht mehr kommt (weil wir offensichtlich nicht in der Lage sind, Autoren zu 
> gewinnen, die über ihr Fachgebiet schreiben).

Diskussionen mit dir sind immer ein wenig ärgerlich, weil neben den 
(zulässigen) Globalaussagen noch nicht einmal der Versuch kommt, Belege 
am Text zu finden. Wenn Belege kommen, dann eher was wie "oh, doch 
besser als gedacht" (Madrid) oder "Löbliche Ausnahme" (Nauru).

Abgesehen davon solltest du dich schämen, mal wieder pauschal allen 
Autoren ans Bein gepisst zu haben, die in der Wikipedia schreiben und 
nebenbei (oder andersrum, die Priorität sei freigestellt) noch ihren 
PhD, ihre Diss, ihre Habil oder was auch immer vorantreiben. Entweder 
hast du recht und unsere Fachleute sind in Wirklichkeit Idioten oder du 
hast unrecht und du solltest genau hier Einsicht zeigen.

Dass es immer mehr Fachleute sein können und dass natürlich eine Reihe 
von Leuten richtig verheizt wurden, weil in der Wikipedia in einigen 
Gebieten ein feindliches Klima herrscht, sei unbestritten. Was ich dir 
gerade *argh* übelnehme, ist die Globalaussage. Damit wirst du 
unglaubwürdig und in der kindischen Übertreibung läufst du Gefahr, daß 
dein valider Einwand in dem Sumpf deines kulturpessimistischen 
Gedankenhaufens untergeht. Dafür ist er ja eigentlich zu schade.

>>Die EB kritisiert aber, wenn man diesen Punkt zum gegenwärtigen
>>Zeitpunkt als lächerlich abwischt, nur, daß unsere Inhalte zur Trash der
>>Zeitgeschichte, also Coronation Street zu breit sind. Das lässt sich
>>darauf reduzieren, daß sie die Menge kritisieren. Soviel Vereinfachung
>>muss sein. Vor allem ist dies ein Hebel zur Verächtlichmachung der
>>Jungs, denn der Einwurf ist kein anderes als ein "look, something shiny
>>over there". In dem Moment, in dem sie einmal Helmut Birne mit Helmut
>>Birne vergleichen und nicht Gemüse, kommen wir der Sache ein wenig näher.

> Sorry, aber hier weiß ich nicht, was Du sagen willst??? 

Ich weiss, daß du kein Problem mit würziger Kritik hast, darum speziell 
für dich:

* Ist das eine Frage.
* Das ist eine Frage?

Ich verlange von dir, daß du bitte genug Zeit in einen Satz investierst, 
daß er einigermaßen als die Sprache erkennbar ist, die oben im 
Ländercode steht. Ja, ich lasse gerade den Grammar-Nazi raushängen. 
Nein, es geht mir nicht um deinen verhunzten Satz hier oder "Aber da 
ganz Du systembedingt davon ausgehen, dass der rest noch kommt" oben, 
sondern um diese Selbstgefälligkeit einfach mal kurz auf die Liste 
rotzen zu können und dann wieder "Ich hab's ja Euch gleich gesagt" aus 
dem Basiswortschatz in die Liste zu pasten. Deine Meinung ist mir zu 
wichtig, um dir die Gelegenheit zu lassen, sie durch das Ausleben deiner 
sozialen Defizite zu untergraben.

Okay, ich drösele meinen Satz von oben nochmal auf.

Angenommen, ich wäre die EB und sich sähe, daß der TB-Artikel in der EB 
zwar vorhanden und vielleicht auch faktisch korrekt, aber dank des 
Redaktionsstandes Mai 2004 für den Tageszeitungsleser mehr oder weniger 
unbrauchbar sei, dann hätte ich solange kein Problem damit, wie es nicht 
für ebendiesen Zeitungsleser eine Alternative gäbe. Sicher, Munzinger 
hat schon grüne Ordner gefüllt, als ich die Saugkraft von Pampers 
ausgetestet habe, aber hier fehlt einfach die Masse eben jener grüner 
Ordner in deutschen TageszeitungsleserInnenhaushalten. Angenommen, ein 
Guardian-Journalist käme nun zu mir und würde mir genau die Vorteile des 
Alternativangebotes vorhalten und mich um Aussagen bitten, würde ich 
alle meine PR-Skills zusammenreissen und alles dafür tun, um
a) von dem Vergleich abzukommen
b) die Alternative zu diskreditieren.

Dass sie auf den Rambot verweisen, daß sie auf Coronation Street 
verweisen und dass sie alles tun, ja nicht auf die Qualität der Inhalte 
als solches zu kommen, ist kein Beweis, daß ihre Gedanken so waren. 
Fragen wir sie einfach.

Um jetzt mal wieder auf deutsche Verhältnisse abzusteigen, da hat Klaus 
Holoch schon ein paar Schritte mehr auf Lager. Manchmal. Als er auf DW 
mal die LSBS angesprochen hat, war das okay.

 > Vergleich dochmal den
> Artikel Deutschland in der WP mit dem Artikel Deutschland im Brockhaus. Dann 
> mach weinend Deinen Browser zu.

Mikropedia vs. Makropedia. Gib mir ein paar Tage, beide Begriffe zu 
vergleichen. Wenn der Vergleich lang genug wird, wird auch das Großzitat 
des Textes möglich. Machst du bei einem sauberen Vergleich mit und 
wollen wir externe Leute einbinden? Ein Fall für die Wikipedisten.

> Nein, die Gewichtung widerspiegelt die Teilnehmerstruktur (ein Kennzeichen 
> eines Wikis). Und zeugt davon, dass unsere Teilnehmerstruktur nicht passt: Zu 
> viel Hobbyisten und googler,  zu wenig Wissenschaftler.

O.B.d.A. (Was das mit der Themenverteilung im Gegensatz zur 
Niveauverteilung zu tun hat, ist mir schleierhaft)

>>>dass ein überproportional starker Anteil der Wikipedia und vor allem der
>>>Arbeit, die in Wikipedia reingesteckt wird, eben nicht "allgemeines
>>>Wissen" sondern "aktuelle Nachrichten" sind, und da hat sie recht.
>>
>>Im Prozess? Natürlich. Im Effekt? Sicher nicht.
> 
> 
> Im Effekt bin ich mir noch nicht sicher, ob unsere Nachrichtenartikel wie 
> [[Madrider Zuganschläge]] oder [[Dritter Golfkrieg]] ordentlich zu 
> Enzyklopädieartikeln refaktoriert werden (was nötig ist). Im Moment sieht das 
> zugegebenermaßen besser aus, als ich gefürchtet habe.

Du hast bereits in einer anderen Mail lesen können, daß es einen 
Unterschied zwischen einem Nachrichtenartikel und einem Ereignisartikel 
gibt. Nachrichtenartikel existieren in der Wikipedia nur in Form der 
Aktuellen Ereignisse. Aber ich unterstelle dir mal, daß du schon das 
Richtige meintest.

>>Natürlich wurden die Artikel zu den Bundesbankpräsidenten angelegt, als
>>Welteke auf Seite 1 stand. So what.
> 
> 
> Dass man als Journalist in eine Enzyklopädie schauen möchte, wenn der 
> Bundesbankpräsident wird, um seinen Seite 1-Artikel zu schreiben. 

Ja. Und?

> Anders 
> formuliert: Journalist kuckt in Whoiswho und Brockhaus, schreibt Artikel, 
> Wikipedia schreibt Artikel ab. Falsche Reihenfolge.

Ander formuliert: Journalist zu faul/zu arm, um Munzinger zu fragen. 
Brockhaus kennt ihn auch nicht und Whoiswho steht im Stockwerk nebenan. 
Und weiterhin ist dein Punkt sinnfrei, weil das Eintragen von [[Horst 
Köhler]] bis zur WEF-Zeit von dir mit "Dieser Mann ist nicht 
enzyklopädisch relevant" beantwortet wäre. Und das völlig richtig. Dass 
wir in der Tendenz schneller werden, bei den üblichen Verdächtigen einen 
kleinen Vorsprung zu schaffen, wirst du bei den OB-Wahlen in Stg gemerkt 
haben. Oder auch nicht. Ebenso bei der Entscheidung, alle MdB reinzunehmen.


  >
>>Das ist kein entweder/oder. Du tust damit den Leuten arg unrecht, die
>>etwa Nauru so erschließen, wie es bisher kaum in de-Land stattfand. Wenn
>>beim nächsten Mal Nauru wieder gefragt ist, wird offensichtlich, daß
>>dein Einwand da nicht greift.
> 
> 
> Eine der wenigen löblichen Ausnahmen. Nur müssen wir dahin kommen, dass das 
> gleiche gleichzeitig mit ca. 220 anderen Ländern auch passiert - und da sind 
> wir eben nicht, und es ist fraglich, ob wir mit diesem 
> "jeder-schriebt-vor-allem-über-sein-Hobby-und-nicht-üebr-sein-Fachgebiet"-Ansatz 
> weiterkommen.

Wenigstens bist du von diesem grässlichen Indikativ runter. Schreibe 
Alternativen auf, formuliere sie aus (ja, damit meine ich mehr als 
"alles Scheisse") und probiere sie aus. Und in der Zwischenzeit lass 
doch bitte die Menschen arbeiten, die noch nicht mit der Menschheit 
abgeschlossen haben.

> Gerade mit den Meyers-Artikeln haben wir uns schon häufig lächerlich gemacht. 

ja?

> Wir müssen die Qualität selber hinkriegen, und zwar aus der Perspektive, die 
> hundert Jahre später gültig ist. Nein - da machst Du Dir es wirklich zu 
> leicht.

Ich sage nicht, PD-Texte von 1888 zu importieren und zu vergessen.

> 
> Jo. Wenn die gut wären, wären das dann schon mal 6.5 Promille unserer Artikel. 

Jo.

> Das ist die selbe Kerbe wie die exzellenten Artikel: Wenn das System 
> grundlegend besser funktionieren würde, weil die Community eine andere wäre 
> (und dass sie keine andere ist, ist etwa im März/April diesen Jahres verbockt 
> worden, weil auf einmal die Qualitätskriterien und Zielsetzungen aufgeweicht 
> wurden), müsste man nicht so diesen lokalen Optima hinterherhetzen: Diese 

Noch eine Ohrfeige für die Menschen, die mühsam an den Artikeln arbeiten.

> guten Artikel würden von selber entstehen. Dass wir sie massiv mit 
> Qualitätsoffensiven, Reviews, exzellenten Artikeln, Schreibwettbewerben und 
> was Euch sonst noch alles einfällt pushen müssen, zeugt nur davon, dass die 
> Grundidee der Wikipedia ("funktioniert ganz von selber") zumindest derzeit 
> offenbar nicht funktioniert. 

Verkürzen wir deinen obigen Satz auf: Wikipedia funktioniert, weil sich 
die Menschen einsetzen, darum funktioniert es nicht.

Boah, dein rumgerante ist immerhin innovativ, da sieht man an jeder 
zweiten Zeile, wie sehr du dir Mühe gegeben hast.

Mathias

sorry, musste mal sein.