[Wikide-l] Frage zu Abkürzungen...

Ulrich Fuchs mail at ulrich-fuchs.de
Sa Mär 27 13:56:50 UTC 2004


> > Dann stimmen unsere Vorstellungen über die Wikipedia wohl nicht überein.
> > Ich halte die Wikipedia für ein modernes Mittel, Informationen zu
> > präsentieren und zu bearbeiten. Dazu gehört, dass man sich adäquater
> > stilistischer Mittel bedient, die dem Medium auch gerecht werden.
>
> Da gebe ich dir recht. Für mich ist dieses Argument, dass die user das
> nicht lernen könnten einfach blödsinn. Als ich angefanen habe, wußte ich
> auch noch nicht, wie man überschriften macht. Das hab ich mir zwar gleich
> als erstes angesehen, aber so details wie __NOTOC__ lernt man bestimmt auch
> erst wenn man es braucht. Und wie oft kommt so ein   denn schon vor?
> Selbst wenn es oft vorkommt, lernt man dann die Bedeutung ja gerade
> schnell.


Leute, Ihr dürft nicht immer von Euch auf andere schließen. Ihr seid 
computererfahren, ihr seid vom Fach. Unsere Autoren sollen Historiker, 
Theologen, Anglisten, usw. sein. Keine 25-jährigen, sondern auch 65-jährige. 
Das wäre meine Lieblings-Autorengruppe: Die Akademiker, die gerade in Pension 
gehen, und trotzdem an ihrem Fach hängen. Die sich jetzt sagen: Mensch kuck, 
da kann ich mich nochmal einbringen.

Die lernen kein XML, die lernen keine HTML-Entities. Die kucken in einen von 
&dquot;s und &ndash;es und <table align=rightböhmischesbahnhofsdorf> 
strotzdenden Artikel rein, sagen sich "Hä? Und wo ist da jetzt der 
Artikeltext? Muss ich das etwa lernen? Sorry, auf meine alten Tage habe ich 
da wirklich keine Lust mehr zu" und sind weg, clicken weiter zu ebay und 
steigern da lieber einen alten Stich oder zwei. Glaubt mir, ich kenn die 
Sorte. Kuckt Euch an, wie oft wir Anfragen von Leuten kriegen, die irgendwas 
in Word haben, und es nicht fertig bringen, das (unformatiert!) mit 
Copy-und-Paste in unser Edit-Fenster zu transferieren. Und die sollen mit 
open- und close-Tags, mit HTML-Entities und Tabellensyntax umgehen können? 
Nochmal zum mitmeißeln: Das ist die Situation bei den Leuten, denen wir ihr 
Wissen abzapfen wollen. Also müssen wir ihnen das ganz ganz leicht machen - 
alles andere muss sich dem solange unterordnen, wie unser Hauptproblem der 
Inhalt, und nicht das nette Aussehen ist. 

Wikipedia funktioniert, weil sie einfach ist. Weil jeder (auch 
Computerunerfahrene) Artikel sofort ändern können und eben nicht erst an 
irgendeine Stelle was hochladen müssen, dass dann von einem XML-Markup-Team 
schön typografisch gesetzt wird, und sie dann drei Tage später vielleicht das 
Ergebnis sehen. Wenn Ihr von der Wiki=Banane-einfach-Syntax wegwollt, dann 
sägt Ihr an einem der beiden Wikipedia-Grundpfeiler (der andere ist der 
unbedingte Wille, freie Enzyklopädie sein zu wollen). Der Schaden, der 
dadurch entsteht, ist weitaus größer als ein unsauber formatierter 
Artikeltext.

Uli