[Wikide-l] Re: URV bei Fotos von Skulpturen im Web/Update

Ulrich Fuchs mail at ulrich-fuchs.de
Do Mär 18 18:26:40 UTC 2004


Am Donnerstag, 18. März 2004 18:18 schrieb Karl Eichwalder:
> Ulrich Fuchs <mail at ulrich-fuchs.de> writes:
> > Ein Eigentümer eines Kunstwerkes kann mit seinem Eigentum machen, was
> > er will.
>
> nein. bitte im grundgesetz nachlesen.  dort steht, daß eigentum
> verpflichtet.

Jau. Und dem tun die Museen genüge, indem sie ihre Bilder ausstellen.

>
> und im falle von (öffentlichen) museen sind die dinge komplizierter,
> aber im grunde auch viel einfacher.  die museen haben einen auftrag,
> dem müssen sie nachkommen.

Tun sie ja. Bilder ausstellen.

>
> und andersrum ist es museen nicht gestattet, im großen umfang umsatz
> oder gar gewinn zu machen (z.b. durch einen schwunghaften postkarten
> handel).

Museen sind Zuschussbetriebe. Das gilt sogar für den Louvre samt Monalisa

> > Wer mehr nutzt, zahlt mehr.
>
> so möchten das gern die verwertungsgesellschaften.  das urheberrecht
> kennt diesen satz aber nicht.

<advocatus diaboli mode>

Die Welt besteht aber nunmal nicht nur aus Urheberrecht, das wird bei der 
Opensource/Opencontent-Diskussion immer schnell vergessen. Irgendjemand muss 
das Brötchen der Wachmänner/frauen bezahlen, die Du da oben forderst. Auch 
die klassische OpenSource-Software sollte mal durch ne Softwaresteuer 
finanziert werden, vergiss da nicht. 

Anders ausgedrückt: Ein moralisches Recht an der Öffnung von Staatsleistungen 
kannst Du bestenfalls für die Dinge einfordern, die quasi als Nebenprodukt 
abfallen - beispielsweise Gesetzestexte oder Forschungsergebnisse von 
bezahlten Professoren, die fürs Forschen bezahlt werden (und auch da hast Du 
heute schon die Drittmittelbredoullie, weil Du die anders nicht finanziert 
bekommst). 

Aber die Bürger einer Gesellschaft haben durchaus auch die Verpflichtung, das 
zu finanzieren, was sie von Ihrem Staat als gesellschaftliche Leistung 
einfordern. Und da jeder was anderes priorisieren würde (wahrscheinlich 
würden im Notfall 90% lieber das örtliche Fußballstadion retten als das 
Museum oder die Oper), hat der Staat durchaus das recht, diejenigen, die 
bspw. heere Kultur als unbedingt notwendig erachten, auch zur Kasse zu beten. 
Und zwar mehr als die Fussballfans, die ihre Zeit im Stadion statt mit 
Museumsbesichen oder dem Studium von Bildbänden verbringen - die zahlen dafür 
über Ihre Eintrittskarte für den nächsten Stadionneubau. 

</advocatus diabli mode>

Letztlich funktioniert diese Lastenverteilung ja relativ gut. Das Problem, was 
entsteht, sind relativ mächtige Verwertungsgesellschaften, die den 
technischen Zugang zu öffentlichem Gut hochschrauben, selbst wenn man es 
gerne bezahlen würde. Reprogebühren in Museen sind nicht sehr hoch, und 
könnten mit fortschreitender Digitalisierung immer weniger weniger. Aber 
dadurch steigt auch der Anreiz zum Geldverdienen, und weil man zwar Geld 
will, aber keinen Ärger, lagert man das an eine private Gesellschaft gegen 
prozent. Beteiligung aus, die die Preise dann noch höher schraubt und vor 
allem anfängt, den Zugang massiv über technische Verfahren zu restringieren. 
Das setzt dann die Zugangsschwelle und damit die Markteintrittschance für 
Newcomer bspw. im Buchmarkt hoch. Da ist das Problem, nicht bei der Moral.

Uli