[Wikide-l] Re: Frieden in Deutschland - Nephelin und Elian
Ralf Hagen
rhagen at dingo.saar.de
Fr Mär 12 03:11:55 UTC 2004
Salaam!
Hier meine 50 Cent zu dem Thema:
Erik Moeller schrieb:
> Edit-Kriege
> ===========
> Das ständige Hin und Her zwischen zwei Revisionen bezeichnet man als Edit-
> Krieg. Das ist völlig unnötig und kontraproduktiv, wie wir alle wissen. Es
> gibt nur eine Situation, wo Reverting - auch mehrfach - OK ist:
> Vandalismus.
>
> Auf en: gibt es hierzu gerade eine große Diskussion, eine "3 Revert Rule"
> hat weite Zustimmung gefunden. Wer mehr als dreimal rückgängig macht,
> verletzt die Regel. Was dann geschieht, ist noch in der Diskussion.
Im Prinzip gut. Aber:
-Dann tun sich einige Nutzer(accounts) zusammen und führen den Krieg;
der Gelackmeierte ist ein Nutzer, der nur einen Account hat.
Bei eindeutigen Meinungsunterschieden ist ein Verbot von Reverts sicher
sinnvoll. Bei Artikeln, bei denen es um immer wieder verfälschte
Sachthemen geht, ist IMHO ein Reverten auch mehrmals nötig.
-Eine 24h-Sperrung hätte durchaus seine guten Seiten - wenn nur
registrierte Nutzer schreiben dürften. Solange das aber nicht der Fall
ist, hat ein Bann IMHO nur einen kontraproduktiven Effekt, daß man dann
eben die Beiträge eines Nutzers nicht mehr nachhalten kann.
Es gibt gute Gründe, jeden mitschreiben zu lassen; es kann aber andere
Gründe geben (wenn Vandalismus anonymer Nutzer überhand nimmt oder wenn
die Wiki einen eindeutigen presserechtlichen Ansprechpartner für die
Änderungen braucht), nur noch registrierten Nutzern Editrechte zu geben.
> Seitenschutz
> ============
> Sysops dürfen keine Seiten schützen, wenn sie selbst an der inhaltlichen
> Arbeit oder Diskussion beteiligt waren oder sind. Sonst entsteht leicht
> der Eindruck, dass hier jemand seine Admin-Privilegien missbraucht, auch
> wenn das gar nicht die Absicht war.
>
> Diese Regel ist m.E. nicht diskutabel, das sollte einfach reingeschrieben
> werden. Auf en: wird es seit 2 Jahren erfolgreich praktiziert. Wer sich
> nicht daran hält, sollte seinen Sysop-Status verlieren. Auch hier gilt
> natürlich die Vandalismus-Ausnahme.
Bevor hier mit dem Holzhammer gearbeitet wird, sollte IMHO der Sperrer
erstmal Gelegenheit haben, sein Handeln zu begründen.
Jemand, der an einem Artikel mitgearbeitet hat, beobachtet diesen
normalerweise aufmerksamer und ist in der Materie drin, so daß er
Handlungsbedarf auch am ehesten und schnellsten erkennt.
> Abstimmungen
> ============
> Wir brauchen klare Regeln, wann und wie eine Abstimmung durchgeführt
> werden kann. Wenn es die noch nicht gibt, sollten sie geschaffen werden.
> Da könnte dann zum Beispiel stehen: Bei kleinen Fragestellungen kann nach
> drei Tagen abgestimmt werden, bei großen nach sieben. Bei großen
> Änderungen an bestimmten Regeln (NPOV) bedarf es einer
> Zweidrittelmehrheit, ansonsten nur einer einfachen. usw.
>
> Dabei sollten wir nicht vergessen, dass Wikipedia auf Konsens aufbaut. Vor
> jeder Abstimmung sollte eine Konsens-Phase stattfinden, aber wenn die
> scheitert, muss es eben noch einen anderen Weg geben.
Das Problem, was ich hier sehe, ist, daß es keine feste Gruppe von
Abstimmberechtigten gibt. Damit sind neben normalen Tricks (vor einer
Abstimmung alle möglichen Leute mobilisieren) auch ganz besondere
Mißbräuche möglich (Multiaccounts).
Ich denke, je unorganisierter etwas ist, desto nötiger braucht es Leute
mit Augenmaß, die sich möglichst zurückhalten und sonst mit gesundem
Menscherverstand arbeiten.
Abstimmungen sehe ich momentan als gute Meinungsbilder an, aber ich
denke nicht, daß hier unbedingt starre Mußregeln vonnöten sind, IMHO
lähmt das die Sache. Ich stimme Elian zu, über Inhaltsfragen darf es
keine Abstimmung geben - die Gefahr, daß kleine Gruppen eine Abstimmung
gewinnen und so einen Artikel "Hijacken", ist mir zu groß, und das würde
dem Ansehen der Wiki schaden. Das gilt jetzt nur für Abstimmungen bei
Artikeln.
Einige Regeln dürfen auch nicht zur Disposition stehen. Angenommen, zwei
Drittel aller Nutzer stimmten für eine Aufhebung der NPOV und eine
Neuorientierung des Zwecks der Wikipedia - was noch ganz andere Probleme
geben kann mit den anderen Wikipedias - muß man auch beachten, daß die
Autoren ihre Texte gespendet haben und man nicht einfach die Regeln, für
die sie sie gespendet haben, ändern kann.
> Nephelin hat sich hier auch besonders über das Vorgehen bei den Löschungen
> beschwert. Wenn tatsächlich Seiten gelöscht wurden, ohne dass es einen
> Konsens *oder* eine Abstimmung - nach klaren Regeln - gab, dann sollten
> die rückgängig gemacht werden. Wenn ein Admin wiederholt Seiten löscht,
> ohne den Prozess zu beachten, sollte er Admin-Status verlieren. Damit
> kommen wir zum letzten Punkt -
Ich frage mich sowieso, was man mit Löscherei anfangen will. IMHO ist
jeder Artikel, in den jemand Zeit investiert hat, auch wert, daß er in
der Wiki steht. Nicht unbedingt als eigenständiger Artikel, sondern u.U.
zusammengefaßt (z.B. Corwin von Amber unter Prinzen von Amber verschoben
und u.U. das wiederum unter Roger Zelazny) - aber der Text an sich
sollte auf jeden Fall stehen bleiben, solange er richtige und neutrale
Informationen bietet, auch wenn das z.B. ein nur regional bekannter
Dichter ist.
> Augenhöhe mit Admins
> ====================
> Das heißt, dass ihr Handeln eigentlich nie kontrovers sein darf. Wenn ein
> Admin z.B. eine Seite sperrt, müssen eindeutige Bedingungen geben sein --
> eine Hauptbedingung würde mit der oben erwähnten Edit-War-Regel
> automatisch wegfallen. Er oder sie darf auch keinen Benutzer blocken, ohne
> dass es dafür einen Konsens (!) gibt.
Das ist IMHO nicht möglich. Gerade beim Schlichten von Streitigkeiten
wird es immer Kontroversen geben; IMHO zeichnet sich ein guter Kompromiß
dadurch aus, daß jeder damit leben kann, normalerweise aber keiner 100%
zufrieden ist. Einen Konsens, einen User zu blocken, wird es wohl auch
nie geben.
Ich denke, da führt kein Weg am Augenmaß vorbei.
> Es sollte klare Anlaufstellen für Missbrauch geben, und klare Sanktionen:
> 1. Verstoß => Verwarnung, 2. Verstoß => temporäres Desysopping, 3. Verstoß
> => permanent. Keine Sonderbehandlungen.
Hier sehe ich das Problem, daß der Ausdruck "Verstoß" sehr dehnbar ist
und einige immer irgendwo einen Verstoß seher werden... sagt mal, wann
bin ich eigentlich so pessimistisch geworden? Ist ja nicht
auszuhalten!!! Was 10 Jahre Usenet so anrichten können...
Grüße
Dingo