[Wikide-l] [Fwd: Re: Die Stubenfliege - das verkannte Genie & Wikipedia]

Erik Moeller erik_moeller at gmx.de
Mo Mär 1 16:48:02 UTC 2004


Ulrich-
> Hast Du eben nicht. Das ist das, was ich mit "Gesellschaftliche
> Zusammenhänge nicht zur Kenntnis nehmend" bezeichne. Du hast einen
> Fotografen, der eine (im schlimmsten Fall millionenschwere)
> Schadensersatzklage des Museums am Hals hat, und eine einstweilige Verfügung
> eines Gerichtes, das Bild sofort vom Server zu nehmen.

Klagen kann jeder, gewinnen ist eine andere Sache. Gerade für solche  
Präzedenzprozesse ist die Wikimedia-Stiftung gut, und ich bin sicher, dass  
uns Jimbo hierbei unterstützen würde. Nicht nur das, wir würden innerhalb  
von 2 Tagen über das Internet die Spenden zusammen bekommen, um nicht  
einen, sondern 10 Musterprozesse zu führen (ich erinnere daran, dass wir  
nur um die Server zu betreiben, mal locker 50.000 Dollar gesammelt haben).  
Im Optimalfall kommt die Guerilla-Foto-Truppe ohnehin aus einem anderen  
Land als das Museum. :-)

Sowas muss gut koordiniert sein, klar. Aber solchen Aktionen von  
vornherein ihre Existenzberechtigung abzusprechen ist einfach nur sehr,  
sehr kurzsichtig.

> Mitnichten. Aber Kreativität und Blauäugigkeit sind zweierlei. Mit den von
> Dir proklamierten Methoden veränderst Du keine Gesellschaft

Klar. Demonstrationen sind auch so eine spinnerte Idee. Wer auf die Straße  
geht, ist schon per Definition ein bisschen verrückt. Steter Tropfen höhlt  
den Stein. Mal einen Pressetermin mit der Bundesjustizministerin  
vereinbaren, die wird uns bestimmt unterstützen, gleich nach dem  
Werbeauftritt für die IFPI. Wenn nur das Schweizer Bankkonto ordentlich  
klingelt .. Du willst mir was über gesellschaftliche Zusammenhänge  
erzählen? Bitte, hier sind ein paar.

Veränderungen erreicht man, indem man Aufmerksamkeit erregt, so wie die  
374 Frauen, die 1971 im Stern verkündeten: "Wir haben abgetrieben".  
Veränderungen erreicht man, indem man Neues probiert, so wie Richard  
Stallman, der ein freies Unix schaffen wollte, als noch jeder das für eine  
bescheuerte Idee hielt. Veränderungen erreicht man, indem man Grenzen  
auslotet und auch mal überschreitet, so wie es zahlreiche Ostdeutsche anno  
1989 taten. Und wenn man dabei als spinnert dargestellt wird, und wenn die  
Leute über einen lachen, dann ist das oft genug ein Zeichen, dass man auf  
dem richtigen Weg ist.

"Erst ignorieren sie Dich. Dann lachen sie über Dich. Dann
bekämpfen sie Dich. Dann gewinnst Du." - Gandhi