Hallo Michail,
ich danke dir ehrlich für deine Nachricht, denn Namensfragen müssen
natürlich mit und nicht gegen die "Betroffenen" gefällt werden. Ob die
bisherigen Klickraten und Bekanntheitsgrade der Kleinprojekte so oder
so sind - im Vergleich mit der Wikipedia sieht das halt anders aus.
Es zwingt Respekt ab, wenn die Kleinprojekte aus eigener Kraft
erfolgreich sein wollen. Sie profitieren sowieso von der Wikipedia,
denn die Spenden kommen eben vor allem der Wikipedia wegen an die
Wikimedia, und somit haben die Kleinprojekte - anders als andere
kleine Wikis - keine Geldsorgen.
Dass Neulinge in Wikisource et.al. sich erst einmal an die Regeln
gewöhnen müssen, vor allem, wenn sie schon in der Wikipedia
sozialisiert worden sind - das glaube ich gern. Auch in der Wikipedia
muss ich Neulingen erklären, dass ihre an der Universität erworbenen
Fertigkeiten des wissenschaftlichen Schreibens für guten
Wikipedia-Stil noch einmal reflektiert werden müssen. Ob das Problem
für die Kleinprojekte größer wird, wenn der Name sich ändert? Ich
glaube nicht. Sie bleiben deutlich etwas anderes als die Wikipedia.
Die Projekte sind autonom und können selbst bestimmen, wie sie heißen
wollen, welches Logo sie haben usw. Das muss dann aber auch für die
Wikimedia Foundation und die nationalen Vereine gelten. Wenn die
Mitgliederversammlung der WMDE für ein Re-Branding stimmen würde,
könnte die WMDE das machen. Der offizielle Name im Vereinsregister
muss ja nicht geändert werden, man denkt sich eben einen pfiffigen
"Untertitel" aus und tritt unter jenem auf.
Danke für den Link, Sebastian; vor einiger Zeit hatten wir die
Diskussion in der Foundation-Liste, und da wurde Eriks Einwurf
erwähnt. Mein eigenes Weltbild kam ins Schwanken durch das
Schulprojekt, da hörten wir von manchen, dass sie nur "Wikipedia"
sagen, wenn sie sich vorstellen. In einem längeren Vortrag kann man
dann weiter ausholen.
Und als wir kürzlich bei Utrecht auf einem WMNL-Strategiewochenende
darüber gesprochen haben, gab es keinen, der den Namen "Wikimedia" an
sich für wichtiger hielt als die Tatsache, dass unser Verein überhaupt
bekannter wird. Wie werde es wohl sein, sagte einer, wenn wir mal ein
eigenes Büro haben - soll unser Angestellter sich dann mit "Goede dag,
met het kantoor van de Vereniging Wikimedia Nederland, die officiele
steunvereniging van Wikipedia" melden oder mit "Goede dag, met het
Wikipedia-kantoor"?
Zusammengefasst: Ein Re-Branding wäre für die Bewegung als Ganze
positiv. Für die Kleinprojekte ändert sich wahrscheinlich nichts, und
wenn, dann eher zum Besseren.
Ziko
Am 29. März 2011 23:25 schrieb Michail Jungierek
<michail.jungierek(a)googlemail.com>om>:
Hallo,
Am 29.03.2011 21:47, schrieb poupou:
fullack@ ziko zu seiner idee des rebranding. das
ist einer der besten vorschläge, die ich in den letzten wochen zum thema wp, wm usw
gelesen habe.
Ich merke an den Vorschlägen und den Kommentaren, dass nur sehr
wenige
auf der Liste tatsächlich und intensiv in einem kleinen Projekt
mitarbeiten. Ich denke, dass die meisten der in diesen Projekten solch
einen Vorschlag ablehnen würden. Und zwar aus verschiedenen Gründen.
Erstens ist die Abhängigkeit von und der Einfluss aus der quasi
übermächtigen Wikipedia eh schon riesen groß, so dass solch ein
Rebranding die Sache nur noch mehr verschärfen würde und damit aus den
Communitys faktisch Zweigcommunitys der WP machen würden, inklusive des
Überstülpens von Regeln aus der WP, die nicht in die anderen Projekte
passen. Und sage niemand, dass dies nicht passieren würde. Schon jetzt
gibt es immer wieder Besucher aus der WP (Leser und Autoren), die sich
zB beschweren dass irgendwas aus der WP nicht bei Wikisource gilt. Wenn
aber der Name gleich wäre, würde dies noch verstärkt werden und man hat
ja dann auch etwas in der Hand, nämlich den Namen.
Zweitens dürften die meisten Mitarbeiter bei den Schwesterprojekten
stolz darauf sein, eben nicht Wikipedia zu sein, sondern eben WS, WQ
oder WB. Man will, so mein Eindruck, die Projekte unter ihrem eigenem
Namen zum Erfolg führen und bekannt machen. Schlicht aus dem Grund,
dieses Projekt IST NICHT Wikipedia, sondern was anderes. Und
mittlerweilen, sind dabei auch einige Erfolge zu sehen. Wiktionary wird
zB in Blogs mitterlweile sehr oft verlinkt, wenn es Wörter zu erläutern
gibt. Wikisource hat sich im Lauf der Zeit ein gewisses Renomee, auch
in der wissenschaftlichen Welt, erarbeitet. Das englische Wikibooks ist
mir aus meiner täglichen Arbeit, auf Grund seiner sehr guten Bücher zu
IT-Themen, ein Begriff. Und ein Blick auf die Zugriffzahlen aus dem
Februar 2011 sollte auch die Augen öffnen: en-WS: 9,6 Mio PIs, de-WS:
2,8 Mio PIs, en-Wiktionary: 73,5 Mio PIs, de-Wiktionary: 9,9 Mio PIs.
Danach würden sich der größte Teil der kommerziellen und
institutionellen Webseiten alle Finger schlecken. Als ich zB auf einem
Vortrag im Okt. 2010 die Zugriffszahlen von de-WS erwähnte, kriegten die
Zuhörer aus der Bibliotheksszene ganz große Augen.
Das Vorteil die kleinen Projekte würden allesamt nicht wahrgenommen und
hätten kein Publikum ist schlicht wikipedianischer Selbstverliebtheit
geschuldet. Ich wage mal zu behaupten, dass es bei den
Schwesterprojekten kaum jemanden geben wird, der solch einen
"liebenswürdigen Gnadenbeweis" in Form einer Namensübertragung von der
großen Schwester haben möchte.
Gruß
Michail
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