Am 26.05.2014 17:13, schrieb Kurt Jansson:
Und deswegen sind Mitspracherechte der Mitarbeiter in
einem Unternehmen
kein Problem, bei einem gemeinnützigen Verein hingegen schon?!
Ich find's schon ziemlich erstaunlich, wie selbstverständlich nicht nur
hier der Verein und die Geschäftsstelle gleichgesetzt werden?! Das
erklärt zwar einige der hier und am Samstag geäußerten Argumente, sowie
manche Entwicklungen der Vergangenheit, ist meines Erachtens aber
grundfalsch!
Bei allem Respekt vor den Mitarbeitern der Geschäftsstelle:
- Die Geschäftsstelle ist nicht Wikimedia Deutschland, sondern „nur“
eine von Wikimedia Deutschland zur Unterstützung des Vereinsziels ins
Leben gerufene Institution. Die Geschäftsstelle wird in unserer Satzung
nicht mal erwähnt.
- Wikimedia Deutschland ist kein Unternehmen, dass Mitarbeiter zum
Zwecke der Wertschöpfung einstellt, sondern in allererster Linie ein
Verein, dessen „Wertschöpfung“ durch Freiwillige geschieht, denen die
Mitarbeiter administrativ den Rücken freihalten sollen.
- Wikimedia Deutschland unterliegt als Arbeitgeber denselben Gesetzen
wie andere Arbeitgeber auch. Ich ermuntere die Mitarbeiter von WMDE
daher ausdrücklich ihre Arbeitnehmerrechte wahrzunehmen und z.B. einen
Betriebsrat zu gründen (falls es den nicht schon gibt). Im Gegensatz zur
Mitgliederversammlung des Vereins ist das nämlich die Institution, die
Gesetzgeber zur Stärkung ihrer Interessen vorgesehen hat.
- Das Ziel von WMDE ist es nicht, Umsatz zu machen (= massenweise
Spenden einzusammeln) oder personell zu wachsen (Mitarbeiterentwicklung
vs. Autorenentwicklung), sondern freies Wissen zu schaffen. Ersteres
kann bei Letzterem helfen, aber ohne Letzteres ist Ersteres nichts.
> Am 26.05.2014 16:36, schrieb Kurt Jansson:
>> Ich arbeite in einem Unternehmen, das sogar zu über 50% den Mitarbeitern
>> gehört, die damit also maßgeblichen Einfluss auf die Geschäftsführung
>> haben.
Ich glaube kaum, dass man den Spiegel als gemeinnützig bezeichnen
kann?!
Am 26.05.2014 17:13, schrieb Kurt Jansson:
Hinzukommt,
dass unsere Art der MV nur bei dieser Mitgleidergruppe ein so
eklatantes Missverhältnis, zwischen dem Anteil an der Gesamtzahl der
Mitglieder (< 1%) und dem Anteil an den bei der MV anwesenden
Stimmberechtigten (>10%) erzeugt.
Ich würde den (freilich unpopulären)
Vergleich ziehen, dass das für
Wikipedianer auch gilt. Nur eine Minderheit unserer Mitglieder sind
aktive Wikipedianer. Auf den MVs sind sie aber sehr stark vertreten.
Dass dominierende Minderheiten in unrepräsentativen Gremien
unrepräsentative Beschlüsse herbeiführen können, liegt halt in der
Natur der Sache.
Nicht in der Natur der Sache liegt jedoch, dass man als Mitglied
in
einem gemeinnützigen Verein direkten Einfluss auf sein eigenes
berufliches Wohl und Wehe ausüben kann. Das, was Du beschreibst, ist
Interesse und Engagement, das, was ich beschreibe, ein Interessenkonflikt.
Am 26.05.2014 13:47, schrieb Sebastian Moleski:
Ob das nun formell über Betriebsräte oder
Arbeitnehmervertreter in
Aufsichtsgremien oder informell über Mitarbeiter auf der MV oder in anderen
Vereinsgremien passiert, ist da nebensächlich.
Nein, das ist nicht nebensächlich, sondern der entscheidende
Unterschied. Gerade dass die Angestellte als Mitglieder des Vereins auch
einen erheblichen Einfluss als Arbeitgeber ausüben führt ja zu diesem
Interessenkonflikt. Ein Betriebsrat könnte niemals eigenmächtig eine
Unternehmen liquidieren oder den kompletten Aufsichtsrat(=Präsidium)
austauschen, eine Mitgliederversammlung auf der neben den angestellten
Mitgliedern kaum jemand auftaucht könnte das.
Nur um das nochmal klarzustellen: Ich unterstelle keinem der
GS-Mitarbeiter irgendwelche finsteren Absichten, aber die Interessen
eines Angestellten sind nun-mal Andere als die des zugehörigen
Arbeitnehmers. Und eine Konstellation wie wir sie gerade haben (geringe
MV-Beteiligung anderer Mitglieder, hohe Präsenz der Angestellten)
verführt geradezu dazu, in schwierigen Situationen das Zünglein an der
Wage zu spielen.
// Martin