[Wikide-l] Weltfremde Soziologen

Thomas Koenig fossa at gmx.li
Fr Okt 27 12:39:28 UTC 2006


schwarze_feder at gmx.net wrote:
> „Weltfremde Soziologen“
>
> Es gibt meiner Meinung nach mehrere Probleme bei Wikipedia bezüglich gesellschaftsbezogener Lemmata:
Gesellschaftsbezogene Lemmata sind allerdings nicht unbedingt 
Soziologie-Lemmata.
>  (1) sie sind meistens umstritten,
Das ist korrekt.
>  (2) das sonst übliche Verfahren, durch  Belege und Quellen den Sachverhalt zu klären, wird dadurch erschwert, dass soziologische Studien oft nicht anerkannt werden (da selbst der Vizekanzler Müntefering die Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung als eine Erfindung „weltfremder Soziologen“ abtut),
Muentefering hat da ja unfreiwilligerweise recht: Weil die Soziologie 
gesellschaftliche Realitaeten hinterfragt, sind ihre Ergebnisse 
notwendigerweise oft "weltfremd". Ein Beispiel: Dass Nationen zumindest 
zum Teil gesellschaftlich konstruierte Kunstprodukte sind, ist in der 
Soziologie mehr oder weniger Konsens. In einer Welt, in der Nationen als 
quasi-natuerliche Einheiten begriffen werden, ist das natuerlich 
"weltfremd".

Mal analog: Selbst das Bohrsche Atommodell ist natuerlich "weltfremd", 
von neuren Modellen mal ganz abzusehen. Allerdings wird das Chemikern 
nicht angekreidet, auch weil es keine oder nur wenige politische 
Interessen hinsichtlich von Atommedellen gibt.
>  (3) bei gesellschaftsbezogenen Lemmata fühlt sich fast jeder berufen, mitzureden,
Das ist in der Tat oft ein Problem.
>  egal wie viel Sachkompetenz vorliegt – ich selber würde mich nie trauen, mit meinen beschränkten Physikkenntnissen bei Löschdiskussionen oder Editwars in Fragen der Thermodynamik mitzumischen,
Ack, umgekehrt sieht das leider anders aus.
>  (4) es gibt verhältnismäßig wenig Soziologen und Soziologinnen bei Wikipedia, wenn man der Statistik vertrauen darf (einer soziologischen Stastistik),
Welche Statistik?
>  (5) diejenigen Soziologen und Soziologinnen, die sich bei Wikipedia engagieren, haben es fast immer mit ext
>  rem umstrittenen Lemmata zu tun und werden so zwangsläufig in Auseinandersetzungen hineingezogen, 
Tell me about it.
> (6) hierdurch werden sie zu umstrittenen Personen (7) mit entsprechend geringen Chancen eine Zweidrittelmehrheit bei der Adminkandidatur zu erzielen (8) und dies vor dem Hintergrund, dass auch unter den Admins die Soziologen und Soziologinnen unterrepräsentiert sind.
>   

Naja, ob ein paar Soziologen-Admins da helfen wuerden? Ich weiss ja 
nicht. Vielmehr wuerde eine klare Quellen-Policy helfen und vor allem 
die Durchsetzung dieser policy. Wenn Aktivisten ohne Quellen 5 
wissenschaftliche Quellen wegdiskutieren koennen (als falsche 
"Privatmeinung"), nur weil sie die eine "plausiblere" Meinung haben, 
dann liegt da der Hase im Pfeffer.

Thomas