[Wikide-l] Entsperrung 213.61.179.81

HeinzJ h-j.luecking at t-online.de
Mo Nov 6 23:26:35 UTC 2006


Henriette Fiebig schrieb:
> Ulrich Fuchs wrote:
> 
>> Falls Ihr's noch nicht gemerkt habt: Nicht die SZ hat ein Qualitätsproblem.
>> Sondern die Wikipedia. 
> 
> Ach Uli :)
> 
> da hätte ich jetzt von Dir aber mehr erwartet, als so eine Replik.
> 
> Zunächst einmal werden wohl die meisten Wikipedianer nicht abstreiten, 
> daß die WP mit inhaltlich-qualitativen Problemen zu kämpfen hat (also 
> ich jedenfalls ganz bestimmt nicht :), aber die Qualität der "Recherche" 
> der SZ ist schon ziemlich weit unten. Absichtlich Fehler einbauen, um 
> dann damit zu beweisen, daß das aber ein ganz schön wackeliges 
> Unternehmen ist, weil ja jeder Fehler einbauen _könnte_ und ein Teil 
> dieser Fehler nicht bemerkt werden (könnten): Das ist doch ein bisschen 
> billig, oder? Ich hätte es wesentlich besser gefunden, wenn sie z. B. 
> ein paar Experten an die Exzellenten Artikel gesetzt hätten und dann 
> deren Aussagen dokumentiert. Oder - aber das wäre unter Umständen 
> wirklich peinlich geworden - wenn sie Fachleute Artikel hätten ändern 
> lassen und dann dokumentiert, wie die Community auf diese möglicherweise 
> umstrittenen Änderungen reagiert.
> 
> Das die WP von Feld-, Wald- und Wiesenvandalismus bedroht ist, das ist 
> doch nun wirklich eine Binsenweisheit. Da muß man doch keine Tests 
> durchführen! Und das selbst der alltägliche Vandalismus nicht immer 
> bemerkt wird, das ist ebenfalls eine Binsenweisheit. Klar: Ärgerlich, 
> auch schlimm. Aber wie sollen denn die 300 oder 500 regelmäßigen 
> Mitarbeiter immer alle 490.000 Artikel im Blick haben können?
>> Fünf Prozent des anfallenden Vandalismus wird nicht bemerkt. Da hat sich seit 
>> meiner "Vandalismus"aktion vor einem Jahr oder so also garnichts geändert.  
>> *Das* ist das Thema.
> 
> Das ist richtig. Und das kann man schlimm, furchtbar und zum Haareraufen 
> finden. Aber: Wie sollen wir dem Herr werden? Hast Du einen guten 
> Vorschlag, wie man das ein für alle Mal abstellen kann? Es gibt halt nur 
> eine relativ konstante Anzahl von Leuten, die regelmäßig und 
> verantwortungsbewußt mitarbeiten, und die scheint sich nicht dramatisch 
> zu erhöhen. Wie sollen es denn die paar (im Verhältnis zur Gesamtzahl 
> der Artikel) Leutchen schaffen auf allen Gebieten so derart beschlagen 
> zu sein, daß sie _jeden_ Vandalismus erkennen?
> 
>> Oder glaubt Ihr, die Herren Rühle und Co sind die 
>> einzigen im deutschsprachigen Raum, die sowas mal versuchen? Sie sind nur die 
>> einzigen, die's sagen. Also schlagt hübsch weiter auf die Überbringer der 
>> schlechten Nachrichten ein und lasst schön die rosa Brille auf.
> 
> Ich sehe hier eigentlich nicht, daß jemand die Inhalte der WP für 
> sakrosankt und jenseits aller Kritik hält. Die Methode der Untersuchung 
> steht in der Kritik. Und die Methode war nun mal preiswert und was dabei 
> herausgekommen ist, ist nicht mehr als ein hähmisches "die finden nicht 
> alle Fehler". Daraus abzuleiten, daß der Rest der WP ebenfalls ein 
> Haufen aus Fehlern ist, das wäre nun wirklich nicht statthaft - und ich 
> denke, nicht mal Du würdest Dich zu so einer Aussage hinreißen lassen, 
> oder? ;)
> 
> Und den Wikipedianern vorwerfen, daß sie das Problem des Vandalismus 
> nicht erkannt hätten und einfach nur dasitzen und zuschauen, wie ihre 
> tolle Enzyklopädie kaputtgeschrieben wird, das willst Du hoffentlich 
> nicht. Das Problem ist bekannt, aber es ist zu groß, als das man es mal 
> eben mit einer Sofortmaßnahme abstellen könnte.
> 
>> Die 
>> Wikipedia-Sektenanhänger im Heisemob glauben schon ganz fest dran, 
> 
> Inwieweit man sich um deren Auslassungen kümmern muß, das stelle ich mal 
> anheim :)
> 
>> Nein. Die Medienlandschaft benimmt sich gegenüber Wikipedia schlicht und 
>> ergreifend mal etwas weniger jubelperserhaft als die letzten Jahre und fängt 
>> an, den schönen Schein zu hinterfragen. Da hat sie Euch was voraus.
> 
> Wunderbar, wenn sie die WP kritisch hinterfragt. Wäre nur schön, wenn 
> die Kritik auch mal im Jahre 2006 und dessen Problemen ankommen würde 
> und sich nicht auf dem 2003er-Niveau von "aber da darf doch jeder 
> ändern, ist das denn nicht schlimm?" dümpelte.
> 
> Probleme haben wir genug und in den Köpfen der Schüler und Studenten ist 
> wohl noch nicht angekommen, daß weder WP noch Google immer die Wahrheit 
> sagen (das mit Google hat selbst nur ein Bruchteil der Wikipedianer 
> kapiert…). _Das_ wäre mal so ein Thema, das die Presse meinthalben gern 
> ausschlachten darf. Und das dürfen sie gern auch im Fernsehen und der 
> Bild-Zeitung bringen: Vielleicht erreicht es ja dann diejenigen, die 
> leichtfertig lediglich im Netz recherchieren und jeden Kram glauben, nur 
> weil er hübsch layoutet und mit bunten Bildchen und kurzen Texten 
> versehen ist. Mein Mitleid mit Leuten, die jeden Kram unhinterfragt 
> glauben, das hält sich ziemlich in Grenzen.
> 
> Ich sehe allerdings - und da schränke ich meinen letzten Satz da oben 
> wieder ein -, daß einerseits gelästert wird über die Schüler, die eine 6 
> auf ihre Hausaufgabe bekommen, weil sie aus der WP kopiert haben und 
> unkritisch die Fehler der WP gleich mit; aber es wird gar nicht die 
> naheliegende Frage gestellt, _warum_ denn die Schüler aus der WP 
> abpinnen und nicht in die Bibliothek gehen oder zu Haus in drei Lexika 
> das Gelesene nachgeprüft haben. Meine Eltern haben den großen Brockhaus 
> gekauft, als ich ins Gymnasium kam. Aber die waren auch in der 
> wirtschaftlichen Lage, sich eine solche teure Schwarte anschaffen zu 
> können. Die waren auch in der Lage mir Büchern zu allen Gebieten zu 
> kaufen, die mich interessierten (die konnten mir sogar alle Schülbücher 
> kaufen, so daß ich ein eigenes Exemplar hatte und mir nichts aus der 
> Schülerbibliothek leihen mußte). Ich frage: Wieviele Leute sind denn 
> heute noch in dieser Lage? Ist es denn nicht so, daß heute unheimlich 
> viele Leute schlicht _angewiesen_ sind auf ein kostenloses 
> Nachschlagewerk? Und ist denn nicht so, daß vor allem die Lehrer - und 
> wohl auch die Uni-Dozenten - aufgefordert sind, den Schülern und 
> Studenten beizubringen wie man richtig recherchiert? Was ist denn das 
> eigentlich für eine Bigotterie des Lehr- und Lernbetriebes, wenn man die 
> Schüler an die Computer scheucht und ihnen einbimst, daß es ohne 
> Computer heute gar nicht mehr geht und sie hinterher abstraft, weil man 
> es verabsäumt hat, ihnen beizubringen, wie man mit den Inhalten umgeht?!
> 
> _Das_ sind Themen, auf die die Jounalisten sich mal werfen sollten! Und 
> meintwegen dürfen die Medien dann auch darüber berichten, wie wichtig es 
> ist, daß die WP erstklassige Inhalte ohne jeden Makel bereithält - 
> wohlmöglich löst das dann auch einen Teil des Vandalismusproblems: Wenn 
> die Benutzer erstmal kapiert haben, was für eine wichtige Funktion und 
> Aufgabe sie als Wikipedianer zu erfüllen haben, dann würden sie 
> vielleicht auch mal verantwortungsvoller mit dem Projekt umgehen (ja, ja 
> gut: das ist Sozialromantik :)
> 
> Sorry, eigentlich wollte ich nur auf Uli antworten und jetzt ist es in 
> einen Essay ausgeartet :)
> 
> Gruß
> 
> Henriette
> 


OK. Aber wieso wird dann gleich die ganze Zeitungsmannschaft in 
Geiselhaft genommen und nicht - wenn überhaupt - nur die einzelne IP ?

heinzJ