[Wikide-l] Verstoß gegen mein Recht auf informationelle Selbstbestimmung auf Ihrem Webserver

Markus Brechtel markus at b-r-e-c-h-t-e-l.net
Mo Jul 17 19:33:00 UTC 2006


Am Montag, 17. Juli 2006 20:45 schrieb koethnig at informatik.hu-berlin.de:
> > Ich finde diese Auseinandersetzung nicht gut. Es sollte doch jedem klar
> > sein, dass man derartige Statistiken anlegen kann. Jeder der die Dumps
> > hat kann das. Und die Statistiken wurden nicht aus privaten sondern
> > öffentlichen Daten angelegt. Es gibt wirklich schlimmere Fälle von
> > Datenmissbrauch, als das hier (Echolon, Schufa, etc..).Dann müsste auch
> > Google seinen Dienst dicht machen, (vorallem die Usenetarchive). Und ich
> > finde es auch für das Projekt wichtig, zu wissen, wer wieviel seit
> > welchem Zeitraum beigetragen hat, gerade wenn es an die Wahl des
> > Adminstatuses geht (die Uhrzeit ist vielleicht wirklich nicht sooo
> > wichtig). Statistiken sind ein wichtiges Mittel um überblicken zu können
> > wer wieviel einfluss auf das Projekt hat(te).
>
> Wieder einer, der es leider (noch) nicht begriffen hat. Es ist rechtlich
> irrelevant,
> 1. ob ein Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
> 2. ob man ein Kind auch auf anderem Weg in den Brunnen schmeißen kann.
>
> Nicht umsonst war die Suche ahand von Telefonnummern bei Telefonbüchern
> auch lange Zeit verboten. Klar, kann ich ein Telefonbuch aufklappen, alle
> Seiten durchgehen und finde dann den passenden Inhaber eines
> Telefonanschlusses. Auch dir dürfte klar sein, dass das unweit schwerer
> ist, als in einer Suchmaske die Telefonnummer einzugeben und auf ein
> Knöpfchen zu drücken.
>
> Entsprechendes gilt mit Wikipedia Dumps. Bei einem Dump muss man zunächst
> mal wissen wie er aufgebaut ist und dann muss man auch erstmal
> programmieren können, um genau das zu tun, was das Tool jetzt tut. Kann man
> das nicht, kann man immernoch jemand anderes bitten das für einen zu tun.
> Das ist aber auch schon mal ne Hürde (die vermutlich Geld kostet). Gibt es
> freie Tools im Internet, muss man die auch erstmal runterladen
> installieren, ggf. kompilieren. Das ist
> 1. immernoch schwerer als die bemängelte Variante und
> 2. macht sich der so Handelnde mglw. immernoch strafbar (auch wenns kaum
> aufällt, solange er die Ergebnisse nicht veröffentlicht)
>
> Und Nein: Es ist nicht jedem klar, was man alles tun kann. Es gibt Menschen
> die Wissen nicht, dass man in die Benutzerbeiträge aufrufen kann. Es gibt
> Menschen, die wissen nicht, das man Dumps runterladen kann. Es gibt
> Menschen, die wissen nicht, dass es Tools gibt, die diese auswerten. Es
> gibt Menschen die wissen nicht, das es sowas wie Wikipedia gibt. Es gibt
> Menschen die haben noch nicht mal Internet und es gibt Menschen die haben
> noch nicht mal einen Fernseher. Und selbst wenn: Nur weil ich weiß, dass
> ich auf der Straße von einem Auto überfahren werden könnte, darf mich der
> Autofahrer noch lange nicht über den Haufen fahren!
>
> Genervt...
> -- Ivo Köthnig

Naja, mir ist die Argumentation schon einleuchtend, aber du implizierst in 
deinem Beitrag ja schon, dass es verboten ist diese Statistiken anzulegen. 
Das denke ich aber nicht so. Mich würde mal die konkrete Rechtsgrundlage 
interessieren gegen die das verstoßen soll. "Personenbezogene Daten" höre ich 
hier so oft. Um was geht es? Um Daten die sowieso jeder abrufen kann. Auch 
mit relativ geringem Aufwand kann man derartige Statistiken erzeugen (als ich 
das Tool noch nicht kannte hab ich einfach den Counter auf 500 gestellt und 
direkt in den Contributions gezählt). Außerdem vergleichst du mit Dingen die 
damit überhauptnicht vergleichbar sind. Wenn der Wikimediafoundation 
plötzlich untersagt wird Statistiken über öffentliche Daten ihrer eigenen 
Benutzer im Netz verfügbar zu halten, sehe ich das Projekt für stark 
gefährdet! Eine Implementierung zumindest der Zähler direkt in Mediawiki wäre 
zum Beispiel äußerst praktisch. Es könnte dann jeder kommen und wegen jeder 
Kleinigkeit ein Drama machen (vgl Tron-Klage). Und außerdem steht es ja auch 
schon die ganze zeit in der privacy policy drin: 

"and in aggregated forms published by other users." 

http://wikimediafoundation.org/wiki/Wikimedia:Privacy_policy

und jetzt auch schon direkt bei der Anmeldung:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=MediaWiki%3ASignupend&diff=18985048&oldid=18110587

Alle neuen Benutzer wissen es ab jetzt also definitiv. Bei den älteren 
Benutzern würde ich es so machen, dass sie bei dem nächsten Edit darauf 
hingewiesen werden und ein Nichteinverständnis mit der Policy zur Sperrung 
des Accounts. Wer an Wikipedia mitarbeitet, sollte damit klarkommen, dass das 
in absoluter Öffentlichkeit abläuft. Dieses Vorgehen würde der Foundation in 
Bezug auf diese Diskussion größere Rechtssicherheit geben.

MfG

M at rkus