[Wikide-l] Frauenanteil unter den Wikipedianer

koethnig at informatik.hu-berlin.de koethnig at informatik.hu-berlin.de
Mi Sep 14 13:22:23 UTC 2005


Am Mittwoch, 14. September 2005 14:11 schrieb Katharina Bleuer:
> > Vielleicht auch nur ne Ausrede, aber mit "der Bürger" und "der Wähler"
> > sind nach meinem Empfinden immer "die Bürger" und "die Wähler" gemeint
> > und selbiges schließt bei mir auch Frauen mit ein. Genaus meint "der
> > kleine Mann von der Straße" bei mir eher "die ärmeren Menschen" und
> > schließt nach meinem Empfinden gerade Frauen und Kinder mit ein, die
> > häufiger davon betroffen sind (insbesondere alleinstehende Mütter). Auch
> > "Frau und Kinder ernähren können" ist ein relativ geflügeltes Wort, was
> > bei mir zumindest auch meine Mutter gedanklich einschließt, die nämlich
> > lange Mann und Kinder ernährt hat, was aber auch ein ziemlich seltenes
> > Modell und ebenso blöd wie das andere ist.
>
> Für mich tansportieren diese "geflügelten Worte" ein antiquiertes
> Weltbild, das den gesellschaftlichen Realitäten nicht entspricht. Und
> ich würde den/die Kandidat(in) nicht wählen. Das ist dann keine
> Prinzipienfrage, sondern einfach nur deshalb, weil ich nur raten kann,
> ob Frauen nun mitgemeint sind oder nicht. Wer "Wählerinnen und  Wähler"
> sagt, meint beide. (ja, ja, jetzt kommt der Diskurs über Wahllügen u.ä.,
> aber trotzdem).

Zustimmung!

> > Alles in allem sind das gute Beispiele für Formulierungen, die man in der
> > Wikipedia nicht verwenden sollte (auch aus anderen Gründen), die zeigen,
> > dass man sprachlich sehr wohl geschlechtsneutraler formulieren kann, ohne
> > es gleich mit dem Binnen-I zu übertreiben.
>
> Natürlich. Ich mag das Binnen-I auch nicht (das steht sogar in dem
> Artikel, um den es hier ursprünglich ging :-) Es gibt jedoch zahlreiche
> mehr oder weniger elegante Formulierungen, um auszudrücken, ob nur
> Männer, nur Frauen oder Frauen und Männer gemeint sind.

Auch richtig!

> Und ja, das *ist* wichtig. Denn z.B. die Aussage im Artikel [[Roger
> Federer]] - "Am 6. Juli 2003 gewann er als erster Schweizer das Turnier
> von Wimbledon" - ist schlicht und einfach falsch, wenn man vom
> generischen Maskulinum ausgeht.

Ich nehme an, eine Schweizerin hat vorher schon mal gewonnen? In dem Fall 
sollte es dann tatsächlich: 
"Am 6. Juli 2003 gewann er als erster schweizer Mann das Turnier
von Wimbledon" heißen, denn wäre es umgekehrt, hätte man richtigerweise auch 
"Frau" statt "Mann" geschrieben.

> Das ist ein Beispiel unter Tausenden... 
> persönlich mag ich ja all die historischen Kriegervölker, in denen die
> Frauen ebenfalls Krieger waren. Es ist ganz einfach: Wer das generische
> Maskulinum benutzt, *muss* das spezifische Maskulinum hervorheben,
> ansonsten ist die Aussage falsch. Das wird aber nicht gemacht und das
> ist der Hauptgrund, weshalb ich gegen den Mist ankämpfe. Bevor ich im
> Artikel [[Priester]] mal aufräumte, waren katholische Priester männlich
> und weiblich!

In wie weit muss man da groß aufräumen? Reicht es nicht einmal explit zu 
sagen, dass katholische Prister immer männlich sind?! Dann ist das generische 
Maskulinum generell zum spezifischen abgeschwächt, zumindest solange man von 
katholischen Priestern spricht.

> Natürlich und doppel-ACK zum letzten Satz. Durch Dinge wie dem
> [[Portal:Frauen]] wird sich das aber nicht ändern, weshalb wir damals
> (sehr) aktiven Wikifrauen diese Idee vor langer Zeit schon, als sie das
> erste Mal aufkam, abgelehnt hatten. Das Ziel sollte nicht sein,
> innerhalb der WP separate "Frauenräume" zu schaffen, sondern die
> "weibliche Perspektive" in die "normale WP" einzubringen. Sonst wird der
> grassierende Androzentrismus nur noch mehr verstärkt, nicht abgebaut.

Richtig, zumal ein [[Portal:Frauen]] sich mit Artikeln zum Thema Frau 
beschäftigen müsste, nicht mit den Wikipedianerinnen?! Oder hab ich jetzt was 
falsch verstanden?

-- Ivo Köthnig