[Wikide-l] Re: SPIEGEL ONLINE - "Wer wird �: B ei 500.000-Euro-Frage standen nur falsche Ant worten zur Auswahl
Ulrich Fuchs
mail at ulrich-fuchs.de
Fr Okt 14 09:33:52 UTC 2005
Am Freitag, 14. Oktober 2005 10:49 schrieb Arne Klempert:
> On 10/14/05, Ulrich Fuchs <mail at ulrich-fuchs.de> wrote:
> > Interessant ist nur, dass hier so viele der Meinung sind, das sei für
> > eine Enzyklopädie völlig ok: Weil ja eh niemand nix genaues nicht wissen
> > kann.
>
> Lieber Uli, wenn man einen Stein werfen will, sollte man sich dazu
> nicht in ein Glashaus setzen ;) Oder kannst Du die Aussage "das sei
> für eine Enzyklopädie völlig ok" mit einer Quelle belegen?
Siehe diverse Posts auf dieser Liste (u.a. Deines, Eikes, Jakobs, Gerhards...)
- es geht um eine erkennbare Grundeinstellung, einen Tenor, die Art, wie ein
Diskurs geführt wird, nicht um einzelne Zitate. Und der Tenor, den ich
erkenne ist: Man muss als Wikipedia nicht das wiedergeben, was man weiß,
sondern das, was man aus unterschiedlichsten Quellen gehört/gelesen hat,
wohlgemerkt: Ohne es verstanden und geprüft haben zu müssen, ohne sich
wirklich sicher zu sein, ohne die Hand für seine Kolportagen ins Feuer legen
zu wollen. Offensichtlich fällt dieser Tenor nicht nur mir auf, siehe u.a.
Philips Postings.
Es ist ein Unterschied in der Einstellung:
Ich kann viele Quellen (Primär- und Sekundärquellen) lesen, lernen, und nach
langer Zeit des Lesens und Lernens und zu-Verstehen-Versuchens in Form eines
Enzyklopädieartikels das referieren und zusammenfassen, was ich glaube, vom
Thema und dem Diskurs um ein Thema verstanden zu haben. Dann kann ich mich
selbstverständlich immer noch irren, ich kann noch immer falschen Quellen
aufgesessen sein, aber die Gefahr dafür ist relativ klein.
Oder ich kann mich nach zwei Minuten google-Recherche oder dem Kucken einer
Quizshow in der Lage sehen, einen Enzyklopädieartikel zu erstellen oder zu
ändern. Die Gefahr, dass ich dann einer falschen oder einseitigen Quelle
aufsitze, ist sehr viel größer. Verlasse ich mich sogar ausschließlich auf
Film, Funk und Fernsehen oder populärwissenschaftliche Bücher und Webseiten,
ist aufgrund der dort notwendigen Vereinfachung die Wahrscheinlichkeit, dass
ich viel zu wenig weiß, um einen Enzyklopädieartikel auch nur ansatzweise
bearbeiten zu dürfen (weil ich mehr kaputt als richtig machen kann), gleich
Eins.
Die Masse der Wikipedia-Autoren/innen hat leider letztgenannte Einstellung,
und das Ergebnis dieser Einstellung ist überdeutlich sichtbar.
Uli