[Wikide-l] MS Internet Explorer loswerden
Christian Thiele
APPER at apper.de
Fr Nov 11 18:42:03 UTC 2005
Hallo,
eric poscher <eric.poscher at gmx.at> schrieb am Fri, 11 Nov 2005 18:21:45
+0100:
> * Mediawiki sollte schon mit allen Browsern zumindest soweit
> funktionieren, dass
> man alle Inhalte einigermassen erkennen kann, aber anstatt für
> nicht-standard-konforme Browser umständliche Fixes programmiert, könnte
> man ja auch, einen Disclaimer in der Fusszeile einfügen
>
> "Dieser Browser ist unkompatibel zu den W3C Standards. Wollen sie nicht
> einen [[Empfohlene Browser|besseren Browser]] haben?"
das können wir schon jetzt. Denn jeder Browser ist irgendwo unkompatibel,
keiner ist vollkommen korrekt. Daher können wir gerne das auf jede Seite
für jeden Browser schreiben und unter [[Empfohlene Browser]] "keine"
schreiben... oder vielleicht doch Opera? Es gibt da einen simplen Test
(Acid 2), der viele Webstandards testet und ihr könnt ja mal drei
Renderings (Referenz-Rendering, Opera-Renderung und Firefox-Rendering)
vergleichen:
http://www.apper.de/misc/acid2/acid2_reference.png
http://www.apper.de/misc/acid2/acid2_opera_8_5.png
http://www.apper.de/misc/acid2/acid2_firefox_1_0_7.png
Übrigens hätte ich auch Probleme, einen Browser zu bewerben, der sich bei
der Standardinstallation unter Windows auch dann überall einträgt
(Quickstart, Startmenü...), wenn er schon an gleicher Stelle installiert
war und man diese Einträge einfach an der Stelle nicht will...
> * Leute informieren, dass M$ unfair ist, indem es sich nicht an W3C
> Standards hält.
man kann das alles nicht so einfach sehen. Ich glaube, dazu ist ein
kleiner Exkurs in die Geschichte der Browser nötig: Bis ca. 1999
interessierte praktisch keinen Browserhersteller (was damals Netscape und
Microsoft hieß) die Standards. Jeder entwarf neue Eigenheiten und mit dem
aufkommenden Boom privater Webseiten konnte man viele Seiten bald nur noch
in einem Browser ansehen. Extrem war das ganze bei JavaScript, denn beide
hatten unterschiedliche DOM-Modelle entwickelt. Nur Opera achtete schon
früh auf Standards, weshalb es lange dauerte bis der Browser auch
fehlerhafte Seiten einigermaßen interpretiert, ohne richtige Seiten falsch
darzustellen. Aber schon 1999 fing das an, sich zu ändern. Microsoft war
der erste Browser-Hersteller, der das volle CSS 1 unterstützte (wenn auch
zunächst nur am Mac). Fortan verbesserte sich beim IE die
Standardkompatibilität und MS war in vielen Bereichen auch
standardsetzend, beispielsweise leitet sich das heutige DOM-Modell vom
MS-Modell ab. Im "Standards Mode" gibt es seit dem IE 6 kaum (gibts
welche?) wirkliche Standard-Verstöße sondern nur eine Menge Bugs.
Das große Problem ist zudem, dass viele Neuerungen fehlen, da der IE 4
Jahre lang praktisch vollkommen ignoriert wurde. Das IE-Entwickler-Team
war zwischenzeitlich aufgelöst. Als der IE 6 2001 erschien, konnte er
eigentlich schon recht viel und wenn man sich mal anschaut, wieviele
CSS-2-Elemente eigentlich fehlen, ist das für das beachtliche Alter schon
gar nicht so schlecht.
Es ist also nicht so, dass sich MS absichtlich nicht an die W3C-Standards
hält. Sie tun es schon einige Zeit, haben aber eine große Zahl Bugs und
hängen vier Jahre in der Entwicklung. Die Beta 1 des IE7 korrigiert zwar
die häufigsten Fehler und bringt erste CSS-Erweiterungen, ist in dieser
Hinsicht aber noch nicht wirklich weiter (was auch MS selbst so sagt), das
ganze soll aber mit der Beta 2 anders sein (MS-Aussage) und "I want to be
clear that our intent is to build a platform that fully complies with the
appropriate web standards, in particular CSS 2 ( 2.1, once it’s been
Recommended)." (Chris Wilson, Microsoft Internet Explorer Lead Program
Manager)
Übrigens ist der IE der einzige, der die CSS-2-Eigenschaft @font-face
unterstützt.
Also bitte schiebt nicht ständig technische Gründe vor eure ideologischen.
MfG
Christian Thiele