[Wikide-l] Re: Loeschwahn und fachkundige Mitarbeiter

Agon S. Buchholz asb at kefk.net
So Jul 24 12:39:24 UTC 2005


EikeSauer at t-online.de wrote:

>> Wikipedia soll -- zumindest in meinem Verständnis -- nicht nur eine
>>  Plattform für Ellenbogentypen, Durchsetzer und Gewinnertypen sein,

> Das seh ich auch so, und ich kann keinen Widerspruch zu meiner 
> Aussage sehen. Ich zähle mich übrigens auch nicht zu den Durchsetzer-
> Typen.

Wir nähern uns immerhin bröckchenweise einem Konsens an, schön ;)

 > Du wirst aber zugeben müssen, dass für Menschen, die Kritik
> an ihrer Arbeit als persönlich verletzend ansehen, ein Wiki immer ein
> schwieriges Pflaster sein wird.

Genauso empfinde ich Wikis und insbesondere die Wikipedia eben nicht. Im 
Usenet herrschen spätestens seit dem AOL-Überfall wirklich ungemütliche 
Umgangsformen, auch viele Foren sind keine Wohlfühlumgebungen; offene 
Wikis sind m.E. grundsätzlich anders, weil eben normalerweise kein 
Halbgott-Moderator Beiträge löscht, sperrt oder verschiebt.

Außerdem muß ich nochmal darauf hinweisen, dass ein Löschantrag m.E. 
keine *Kritik* ist; ein konstruktiver Beitrag auf der Diskussionsseite 
ist Kritik, der meist das Ziel haben wird, den Artikel zu verbessern; 
damit sollte man umgehen lernen, auch wenn die Kritik harsch formuliert 
sein mag.

Die Löschandrohung dagegen ist nicht Kritik, sondern Ankündigung von 
Vernichtung, Eliminierung aus der Versionsgeschichte und der Existenz an 
sich. Beide Formen - die Diskussion über einen Artikel und die 
Löschandrohung - unterscheiden sich eben fundamental in ihren Zielen.

Daher bin ich auch überzeugt, dass jeder durchschnittlich sozialisierte 
Mensch mit Diskussionen über seine Artikel klarkommt, mit dem 
Damoklesschwert der (zumindest für Nicht-Admins) spurenlosen Löschung 
kommen aber eben viele Menschen nicht klar. Übrigens war das 
Lösch-Prozedere für mehrere Uni-Professoren, mit denen ich über 
Wikipedia gesprochen habe, das K.O.-Kriterium gegen Beteiligung; es 
herrschte absolutes Unverständnis darüber, das ein Haufen von 
fachfremden Laien ohne jegliche Qualifikation einfach ihre Arbeit 
auslöschen könnten. Ein qualifizierter Hochschullehrer muss sich das 
eben nicht antun, nicht weil er keine Kritik ertragen könnte, sondern 
weil es eben einfach nur destruktiv ist.

MfG -asb