Privatsphaere wozu? / was: [Wikide-l] Proxy-IP des JAP gesperrt

saar at stop1984.com saar at stop1984.com
Mi Okt 20 04:48:19 UTC 2004


Hallo Lars und Liste!

* On Wed, Oct 20, 2004 at 04:34:33AM MEST, Lars Aronsson wrote:
> Aus Neugier möchte ich gern wissen warum du "immer" durch einen Proxy
> surfest.

Der von mir genutzte JAP-Proxy gehört zum Forschungsprojekt AN.ON, das
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie (BmWi) gefördert wird. Der damalige
Datenschutzbeautragter des Landes Schleswig-Holstein [[Helmut Bäumler]]
hat den Sinn der Sache so erklärt: 

| 16. Februar 2001
|
| P R E S S E M I T T E I L U N G
|
| AN.ON - ein neues Projekt unterstützt das Recht auf Anonymität
|
| Anlässlich der Vorstellung des neuen Projektes AN.ON erklärt der
| Landesbeauftragte für den Datenschutz Dr. Helmut Bäumler:
|
| Können Sie sich Folgendes vorstellen? Beim Betreten von
| Einkaufszentren muss man sich künftig ausweisen. Der Name wird
| notiert. Außerdem erhält man einen elektronischen Knopf an die
| Kleidung, mit dessen Hilfe jederzeit festgestellt werden kann, in
| welchem Shop des Einkaufszentrums man gerade ist, in welcher Cafeteria
| man seinen Espresso trinkt und welche Zeitung man soeben am Kiosk
| gekauft hat. Begründung der Betreiber: Die Kriminalität im
| Einkaufszentrum sei so hoch. Außerdem geschehe alles zum Wohle der
| Kunden, die jetzt viel besser im Hinblick auf ihre speziellen
| Konsumwünsche betreut werden könnten. Wie wohl die Kunden reagieren
| würden? Die meisten würden vermutlich mit einem "Nein danke!" das
| Einkaufszentrum auf Nimmerwiedersehen verlassen. Für das Internet gibt
| es ähnliche Pläne. Immer wieder wird mit den unterschiedlichsten
| Begründungen verlangt, die Surfer müssten eindeutig identifiziert
| werden können.
|
| Umgekehrt wird aber ein Schuh daraus. Das Recht auf Anonymität im
| Internet, das im Teledienstedatenschutzgesetz garantiert ist, muss
| endlich effektiv durchgesetzt werden. Wer im Internet surft, ist bis
| jetzt eine Nummer: So sieht jedenfalls die Datenspur aus, die er
| hinter sich herzieht. Dazu gehören IP-Adressen, aber auch Kennungen in
| Cookies von besuchten Webseiten oder Werbeanbietern. Der Weg des
| Nutzers durchs Netz wird so nachvollziehbar. Oft fallen noch weitere
| Daten an - spätestens wenn der Nutzer Internet-Formulare ausfüllt,
| Suchmaschinen verwendet oder eine SMS-Nachricht über das Internet
| verschickt. Verknüpft mit den Internet-Nummern erhält ein stiller
| Beobachter also noch sehr viel mehr Informationen. Marketingfirmen
| stellen daraus detaillierte Profile zusammen, um Kundeninteressen zu
| analysieren. Aber es gibt noch mehr Interessenten, z.B. Arbeitgeber,
| Versicherungen, Geheimdienste, Kriminelle. Auch Firmen werden
| mittlerweile von der Konkurrenz bespitzelt. Gegen das Mitlesen der
| übertragenen Daten kann sich jeder mit Hilfe von Verschlüsselung
| schützen, doch die Verbindungsdaten, d.h. wer wann auf welche Webseite
| zugreift, bleiben erst einmal offen einsehbar. Dabei reichen schon
| diese Informationen häufig aus, um Schlüsse zu ziehen, z.B. wenn ein
| Online-Beratungsdienst genutzt oder spezielle Webseiten zu einem
| Interessensgebiet angesurft werden. Noch mehr aussagekräftige Daten
| ergeben sich freilich beim Beobachten von unverschlüsselter
| Internet-Nutzung.
|
| Anonymisierer, die die Internet-Nummern durch eigene Kennungen
| ersetzen und bereits große Nutzerzahlen haben, versprechen Abhilfe.
| Leider keine perfekte: Es können immer noch die Betreiber dieser
| Anonymisier-Rechner und Beobachter im Netz mit ihren Tools, wie sie
| z.B. bei dem geheimdienstlichen Abhörsystem Echelon gebräuchlich sind,
| die Kommunikation zuordnen. Aus diesem Grund wurde das Projekt "AN.ON
| - Anonymität im Internet" von der TU Dresden und dem Unabhängigen
| Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein ins Leben
| gerufen. Mitarbeiter von beiden Institutionen wurden vor kurzem zu
| europäischen Vertretern in eine internationale Forschungsgruppe, die
| sich mit der Standardisierung von Anonymität in Netzen beschäftigt,
| berufen.
[...]
Quelle:
http://www.datenschutzzentrum.de/material/themen/presse/anon.htm

Wie Firmen wie Doubeclick durch Webbugs und Cross-Site Tracking
Profile über Internet-Nutzer erstellen und vermarkten, wird hier kurz
angerissen: http://anon.inf.tu-dresden.de/desc/desc_ip.html
Ausführlicher wird das alles hier erklärt:
http://fiatlux.zeitform.info/technische_infos/datenspuren.html
Hilfe zur Selbsthilfe gibt auch http://www.stop1984.com/?lang=de
oder diese amtlichen Seite: http://www.bsi-fuer-buerger.de/

> Auch die Seite [[Benutzer:Thüringer]] ist ganz anonym.  

Meine Benutzerseite ist ganz frisch; da kann noch einiges hinzukommen.
Aber sagt die Liste meiner Beiträge zur Wikipedia nicht schon eine
Menge über mich aus? Mit der Zeit wird dort ein Profil über mich und
meine Interessen entstehen, das mehr über mich verrät als mein
bürgerlicher Name und eine Kurzbiographie. Wer meinen bürgerlichen
Namen in eine Web-Suchmaschine eingibt, erfährt wiederum einen ganzen
Haufen über mich. Mir ist es nicht recht, dass jemand die beiden
Informationsquellen miteinander in Verbindung bringt - dann würde ich
mich nackt fühlen. Ich bin aber kein Exhibitionist.

> Warum soll man eigentlich so etwas erlauben?  Werden deine Beiträge
> besser durch die Anonymität?  Diese sind ernste Fragen, nicht
> ironisch.

Beiträge verfasse ich nicht anonym, sondern unter als angemeldeter
Benutzer »Thüringer«. Warum sollte man sowas nicht erlauben?

Schöne Grüße!
Thüringer

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