Ich mach das mal lieber NOCH nicht :-))) was:[Wikide-l] Der Wahnsinn geht weiter!

Robert Michel news at RobertMichel.de
Sa Feb 28 16:37:41 UTC 2004


Salve,

Am Freitag, 27. Februar 2004 21:33 schrieb Ivo Köthnig:
> Das Problem ist höchstens die richtigen Freiwilligen zu finden. Aber die
> melden sich ja meist...

Ohne konkreten Anlaß unseres Projektes, sondern aus der Beobachtung zweier 
Studentenstreiks (besser gesagt Studentenproteste), es war nicht eine Frage 
von Demokratie sondern manchmal von Dreistheit sich das Megaphon zu angeln. 
Ob dann jedesmal die besten Argumente "zu Wort" kamen würde ich bezweifeln.

-Nicht immer sind die, die sich freiwillig nach vorne "drängeln" die besten
-Passende Argumente und etwas Retorik um unser Projekt überzeugend und 
ausgewogen darzustellen sollte jeder von uns haben:

--Ob nun seinen Schulleiter, Professor, Pressesprecher der Stadt.... von der 
Wikipedia zu begeistern, oder dies vor einer TV-Kammera zu tun, IMHO ist dies 
sehr ähnlich anspruchsvoll und sollte reflektiert geschehen.
--Je präziser ich unsere Projekt in Worte fassen kann, desto effektiver kann 
ich mit Euch diskutieren und mitarbeiten. 

(Analoges Beispiel, Entwicklungsingenieure werden als Trainee zuerst in den 
Vertrieb und auf Messen "eingesetzt" - dort lernen sie durch das vorstellen 
ihrer Firma und ihrer Produkte am schnellsten dieselbiegen kennen, übernehmen 
von ihren Kollegen den "Stallgeruch" (Unternehmensphilosophie) und lernen an 
vordester Linie die Interessen ihrer Kunden kennen, was gut ankommt und was 
kritisiert wird. Das hilft ungemein später bei der Produktentwicklung, aber 
auch bei Komunikation die nicht Gesicht-zu-Gesicht mit bekannten Personen 
geführt wird, die Anfrage/Kritik per Email, Diskussionsforum oder Telefon 
besser einschätzen zu können und lernt in seiner Sprache dem Kunden 
anzupassen: Selbst wenn man eben noch flapsig mit Kollegen einen 
Klopapiervergleich verwendet hat und im Unterhemd vor einem PC schwitzt und 
über dies sch§$&"§§ Software flucht, für einen Kunden hat man so zu 
antworten, als würde man ihn gerade auf dem geschliffenen Messestand im Anzug 
sich über den Kunden freuen und ihm höflich auf seine Fragen antworten, 
selbst wenn er einen an den Kopf wirft, die Software sei sch"§$%"§§e.)

Weil wir unsere Projekt ehrenamtlich und überwiegend aus Idealismus führen 
wäre eine Reduktion der Wikipedia auf ein Produkt und Gespräche über die 
Wikipedia auf ein Verkaufsgespräch sicherlich falsch, in z.B. sollte auch in 
den TV-Beiträgen die persönliche Begeisterung nicht zu kurz kommen. Ich 
wollte nur weiter erklären warum wir PR weiter fassen sollten als nur ein 
Presseteam und welchen Vorteil ein sicheres Auftreten von jedem Wikipedianer 
haben kann.

Dabei möchte ich betonen, das bei Nicht-Presse-Sprecher nicht immer die 
gleiche "Laier" verwendet werden sollte, die Beispiele und Argumente für die 
Wikipedia nicht auswendig gelernt werden sollten, sondern durch eigenes 
Nachdenken über unseres Projektes selber entwickelt und durch diskussionen 
mit Wikipedianer fein geschliffen sind. 
Warum? Ihr kennt sicherlich Vertreter von religiösen Gemeinden bzw. 
Unternehmen (z.B.  Proctor&Gamble) die die gleichen Argumente herunterbeten 
und ihre Gemeinschaft/Firma alle so ähnlich vorstellen, das man spätestens 
nach dem 3. Gesprächspartner den Eindruck hat, denen habe man eine 
Gehirnwäsche verpasst.
Oder irgendwelche Spendensammelne Tierschutzvereine, bei denne die Mitarbeiter 
mehr "Glauben" als "Wissen". Uns geht es um Freiheit von Wissen und Bildung, 
also sollten wir alle karakterstarke Freigeister sein, die den gemeinsamen 
Geist von unserem Projekt selber erkennen bzw durch Diskussionen erwerben 
(z.B. in der Entscheidung kein "fair use" zu verwenden), aber auch starke 
persönliche Gründe in Gesprächen angeben können, warum man in der Masse mit 
an einem Seil zieht.

> > Ich denke es wäre eine gute Idee auf [[Wikipedia Diskussion:Presse]]
> > eine kurze Liste von Personen zu führen, die für das Projekt sprechen
> > dürfen (und dazu natürlich auch bereit sind).
>
> Ich mach das mal lieber nicht :-))).

Ivo, sage doch einfach, "Ich mach das (TV-Auftritte) mal lieber NOCH nicht". 
Genauso wie man mit seinen Artikelbeiträgen sein Fachwissen (und auch 
Rechtschreibung *g*) zur Prüfung und Diskussion und Ergänzung freigibt, 
genauso geht es den Softwareentwicklern, ja sogar die Beschriftung des Button 
"Was zeigt hierhin" ist einer Diskussion ausgesetzt, wenn jemand eine bessere 
Idee hat.

In meinem Disput mit Elian habe ich von dem Ideal gesprochen, sachlich zu 
argumentieren und Gegenargumente nicht persönlich zu nehmen angesprochen, 
auch wen ich von diesem Ideal "etwas" entfernt war. Bei der Frage nicht was, 
sondern wie jemand in den Median etwas über die Wikipedia gesagt hat, ist die 
Gefahr, dies persönlich zu sehen deutlich höher:

Kurt schrieb:
> Wenn Ihr mit irgendeiner Aussage von mir in einem Bericht unzufrieden
> gewesen seid sagt es bitte, auch wenn ich etwas, dass Ihr für wichtig
> haltet, unter den Tisch habe fallen lassen.

Im schlimsten Fall könnten wir mit gut gemeinter Kritik Kurt sehr schnell 
"verheizen", weder ich noch Elian hätte damals nach der [[Droge]] BKL Disput 
vor eine Kammera treten können/sollen.

Kurt schrieb:
> Ist vielleicht mehr ein psychologisches Problem.
Wenn wir zuviele Punkte finden, die er besser machen sollte, legen setzen wir 
den Erwartungsdruck so hoch, das jeder bei einem Interview nicht mehr locker 
wäre. 

Deswegen sollten Beispiele was man besser machen könnte nicht nur an den 
Presseprecher(n) festmachen, sondern jeder von seinen suboptimalen 
Argumentationen über die Wikipedia berichten. Mein [[Droge]] Beispiel erwähne 
ich nicht, weil ich meine bei Elian noch weiter "gut Wetter" machen zu müssen 
- ich denke wir habe beide die persönliche schärfe abgehagt - sondern der 
Versuch mit einem persönlichen "suboptimalen Erlebnis" Euch zu ermuntern über 
Eure "supotpimale Erlebnisse" reflektiv vorrausschauend und nicht 
entschuldigend - demütig zu Berichten.

Gestern z.B. habe ich mich im Zug in eine Diskussion über Softwareentwicklung 
"eingemischt" und natürlich habe ich von dem WikiWiki erklärenden Ulrich 
Wickert erklärt. Weil ich vorher von einer alten Idee von einer freien 
Software für Radiostationen berichtet hatte, stellte mein fremder 
Gesprächspartner (Informatikstudent) fest, das WikiWiki für Redaktionen ein 
sehr interessantes System wäre. Weil ich 18 Monate Techniker zweier 
Lokalradios war weis ich, das dieser Journalismus, bedingt durch das 
Lokalfunggestzt und der Veranstalltergemeinschaft, die aus Vertretern von 
Parteien, Kirchen, Sportverbände, Gewerkschaften, etc besteht nicht besonders 
kritisch ist und damit auch kein besonders Archiv pflegt. Das Archiv 
beschänke sich auf die Ausgaben der Lokalzeitung Aachener Nachrichten für die 
letzen 2 Monaten. Soweit war das Gespräch NPOV - dann suchte ich aber nach 
einem Beispiel indem IMHO der Journalismus kritischer sein könnte und 
erwähnte eine lokal ansässige Pharmaunternehmen, die bereits bei Kohls 
Spendenskandal verwickelt war und erwähnte meine These, das unsere jetzige 
Gesundheitsministerin, ebenfals aus Aachen kommend, bei der Gesundheitsreform 
sehr Pharmafreundlich (streichen der Positivliste) bei ihrer Karriere durch 
dieses Unternehmen unterstützt worden sein könnte - das aber ohne 
langfristiges Archiv kein investigativer Journalismus möglich sei.

Dies kam bei meinem Gesprächspartner überhaupt nicht an, weil diese Vermutung 
zu spekulativ sei. Hintergund meiner Spekulation war eine Sendung im 
Deutschlandfunk vom 20.02.04 "19:15 Hintergrund Kultur: 
Vergifteter Jungbrunnen - Warum die Risiken der Hormonersatztherapie 
unterschätzt wurden" - diese Diskussion würde aber genauso hier wie im Zug zu 
weit führen.

Empfehlung 1: Bei Beispielen in Gesprächen verwenden wir gerne etwas, was uns 
zur Zeit beschäftigt und was wir gerne in der Gesellschaft diskutiert wissen 
wollen. In einem Gespräch, welches wir insbesondere mit Fremden führen, 
sollte man IMHO für Beispiele möglichst neutrales und unverfängliches 
verwenden.

Empfehlung 2: Bei einem 5-15 Minuten Smalltalk mit einem Fremden, bei dem man 
das Thema auf die Wikipedia bringt sollte man insgesammt kontroverse Themen 
aussparen oder nur als Beispiel für das streben nach NPOV innerhalb der 
Wikipedia ansprechen - ansonsten wird man in die Schublade rechts/links/
liberal/katholisch/Moslem/Nationalist/Europäer/F.C. Bayer München FAN/... 
gesteckt und wird bei 50% seiner Gespräche nicht auf der Wellenlänge seines 
Geprächspartner liegen und von diesem als nicht neutral wargenommen, sondern 
schlimsten falls als "politischer Gegner".

Am Mittwoch hatte ich mit einem Sprachlehrer (französicher Student) im 
Aachener Institut Francaise telefoniert und versucht zu erklären, wie die 
Wikipedia von den Sprachschülern genutzt werden kann und aktiv mit der 
Sprache umgehen und Hintergundinformationen zu Frankreich finden könnten. Das 
Telefonat war relativ spontan und ich hatte nicht den Leiter, den ich 
persönlich kenne, erreicht. Als ich ein Beispiel suchte, was ein 
Sprachschüler nachschlagen könnte, hatte ich "Mitterrand" gewählt (ich muß 
zugeben, das ich z.Z. nicht viel aktuelles aus Frankreich kenne). Die 
Reaktion war ablehnend: "Oh, ich glaube Mitterrand ist nicht wirklich 
interressant". (Mist, Gesprächsfaden abgerissen, hätte ich vorher 
[[de:François_Mitterrand]] gelesen hätte ich den Faden mit dem Karlspreis 
wieder aufnehmen können - so war er ersteinmal abgerissen) ;(

Empfehlung 3: Bevor man aktiv das Gespräch über die Wikipedia mit jemanden 
sucht, sollte man einpaar neutrale Beispiele zu seinem Fachgebiet 
(Frankreich) im Petto haben - und im idealfall bei diesem Begriff etwas mehr 
zu wissen als sein Gesprächspartner um diesen für die Wikipedia zu begeistern 
(Grandwanderung zu penetrantes: "Ich weiß was, was Du nicht weißt").


Es gibt sicherlich noch mehr "Standardfehler" die man bei einem Gespräch über 
die Wikipedia "begehen" kann, nur wenn wir über solche Erfahrungen berichten, 
werden wir gemeinsam besser.


Am Samstag, 28. Februar 2004 11:15 schrieb Ulrich Fuchs:
> Am Samstag, 28. Februar 2004 03:53 schrieb Robert Michel:
> [...]
>
> ...mal wieder ein paar ganz aufhebenswerte Gedanken nieder. Robert, in
> letzter Zeit kam hier einiges gut Durchgetextetes von Dir auf der Liste.
> Hast Du was dagegen, wenn wir das mal bei Gelegenheit auf irgendwelchen
> Seiten im Wikipedia:.. Namespace unterbringen?

Nein, ganz und gar nicht, ich fürchte auch nicht, das solche Ideen durch 
Recherchen von Journalisten über uns direkt/indirekt genutzt werden könnte.
ABEER ich finde meine Ideen aber noch etwas unreif und würde mich über 
Beiträge von anderen Wikipedianer, kritische Reflektionen ihrer Gespräche 
über die Wikipedia freuen.

Ich habe weniger 1:1 Kochrezepte im Sinn als:
1.) als Gedankenanregungen, die die Wikipedianer helfen Gespräche 
zielgerichteter, effizienter zu führen und durch Reflektion ihrer Gespräche 
die nächsten besser zu führen.
2.) eine Verstärkung des Wir Gefühles und jeden aktiven Wikiepdianer zu 
befähigen unter Beibehaltung bzw Schärfung seines Karakters und persönlichen 
Motivationen die Wikiepedia so zu präsentieren, das z.B. Kurt nicht mehr 
Angst haben muß: 
> Ich bemühe mich sehr, die
> unterschiedlichen Ansichten, die in der Community zu unserem Projekt
> vorhanden sind, nach außen deutlich zu machen; Ehrlich gesagt hätte ich
> aber Angst, dass dies nicht jeder so handhaben würde, wenn wir "jeden
> der Lust hat" für das Projekt Interviews geben lassen.

Ob Interviews oder persönliche Gespräche, es geht um das Bewustsein 
gemeinsamer Ideale und Ziele - oder allgemein eine gemeinsame Kultur.
Es hat sich schon einge gewisse Wikipedia-Kultur etabliert, die man als 
Neuling erlernt und mit NPOV fast schon einer Diplomatenausbildung ähelt und 
ganz bestimmt sehr bald Thema einer Arbeit von Soziologen werden wird. *g*


Abschließen möchte ich mit einer Erklärung waurm ich mich an "Der Wahnsinn 
geht weiter!" störe und gemahnt habe, auf dem Teppeich zu bleiben:

Aus zahlreichen Bewerbungsseminaren, die ich als Veranstallter für den VDI 
organisiert habe ist mir nach einer Weile ein riesen Unterschied zwischen 
"grünen Absolventen" und engangierten Studenten, bzw Berufserfahrenen 
aufgefallen:
Die, die Berufserfahrung haben sprechen auf gleicher Augenhöhe über ihre 
Bewerbung und auf gleicher Wellenlänge bei Bewerbungsgespräche - Die 
Bewerbung in Schrift und Gespräch ist nur eine Arbeitsprobe für eine Akquise/
Kontaktaufnahem/Verkaufsgespräch, die der zukünftige Mitarbeiter auch im 
Namen der Firma später tätigen wird. Es kommt sehr stark auf das WIE und 
weniger auf das WAS an (ensprechene Fachqualifikationen vorausgesetzt).

Die meisten Bewerbungsseminare sind IMHO stark kontraproduktiv, insbesondere 
von "Bauernfängern" wie Versicherungen - durch die Bewerbungseminare zeigen 
die Teilnehmer stärkere Anzeichen/Überzeugung, eine Bewerbung seie etwas 
besonderes und konzentrieren sich auf Details, wie das Bewerbungsfoto nach 
DIN-Norm auf den Bewerbungsbrief geklebt wird, anstatt essenzielle allgemeine 
Berufsqualifiktionen als solche zu erlernen:
-der Geschäftsbrief
-das geschäftliche Telefonat
-das Geschäftsgespräch
Der, der nicht auf dem Teppich bleibt, und das Bewerbungsgespräch als Wahnsinn 
oder wie Weihnachten und Ostern zusammen empfindet, hat eine andere 
Austahlung und IMHO geringere Chancen den Job zu bekommen, als jemand, der 
rotiniert und motiviert das Bewerbungsgespräch sucht.

Überschwingliche Begeisterung über TV-Auftritte mögen in ihrer TV-Wirkung 
nicht negativ sein, aber spätestens wenn wir uns andere Chancen, wie z.B. ein 
Museum oder Goethe Institut uns "erabeiteten" wollen, wird ein 
selbstbewußtes, rotiniertes Auftreten ein Türöffner sein.

Klassisches Beispiel für den Erfolg einer NGO durch knallharte 
professionalität ist Greenpeace. Aber auch andere NGOs, z.B. Amnesty 
International, könnten für uns Ideengeber sein wie wir die 
Öffentlichkeitsarbeit der deutschprachigen Wikipedia entwickeln und 
vielleicht sogar anderssprachigen Wikipedias Vorbild oder gar aktiver Helfer 
werden können.

Meine Ideen basieren nicht auf eine Unzufriedenheit wie die 
Öffendlichkeitsarbeit z.Z. läuft, auch will ich nicht der Wikipedia etwas 
aufdrücken noch eine knallharte, humorlose Arbeit hieraus entwickeln, sondern 
aus meiner Begeisterung für unser Projekt würde ich mich freeun, wenn wir bei 
der PR Arbeitet etwas von dem "zufälligen Wikipeida Stil"  zu konkreteren 
Zielen, systematischern Schritte und einer stärker bewußten gemeinsamen 
Kultur kommen könnten.

Daher würde ich gerne mehr über Eure Ideen/Erfahrungen hören :)

Gemeinsam werden wir besser,
rob



PS: Ich würde mich nicht als politisch links einordnen (aber auch nicht 
konservativ oder neo-liberal *g*), trozdem bin von Norman Chomsky bereistert 
und beeindruckt von einer Repotage, die zeigte wie er versuchte einfachen 
Bürgergruppen das Bewustsein und die Soft-Skills zu vermitteln, das sie für 
ihre Interessen selber erfogreich eintreten können (Ganz im Gegesatz  des 
Stil Michael Moor, der selber im Rapenlicht seht und über und für andere 
spricht). Die Wikipedia lebt von sehr vielen kompetenten Mitstreitern, daher 
sollten wir auch die Öffentlichkeitsarbeit möglichst breit fördern, damit 
jeder begeisteter Wikipedianer ein Multiplikator werden kann.