[Wikide-l] Schreibt mir mein Bruder ...

Agon S. Buchholz asb at kefk.local
Mo Dez 20 20:42:51 UTC 2004


Ilja Lorek wrote:

> Wenigstens was meine Kleinigkeit betrifft, ich habe mehr Lexika
> zuhause als sonst 5 Durchschnitthaushalte zusammen je haben würden
> und - das ist jetzt meine Frage an Euch Wikipedianer:
> So oder ähnlich sieht es bei Euch im Büchergestell aus oder auch
> nicht viel anders?

Ja sicher, allerdings wird das Bild aber sicher verzerrt durch das 
ohnehin vorhandene lexikalische oder gar enzykloädische Interesse bei 
den Leuten, die Wikipedia eben anzieht. Was aktive Wikipedianer im 
Bücherregal zu stehen haben ist m.E. kaum repräsentativ für das, was 
reine Wikipedia-Nutzer besitzen.

Ich habe allerdings schon lange kein gedrucktes Universallexikon mehr 
gekauft, das letzte war "Meyers großes Taschenlexikon" vor vielen 
Jahren, bevor es allzu bunt wurde. Gedruckt habe ich seit längerer Zeit 
nur noch hochwertige Fachlexika oder andere spezialisierte 
Nachschlagewerke gekauft, das aber wohl in etwas ungesunden Mengen (ein 
Zimmer ist bei uns allein als Bibliothek belegt). Allerdings habe ich 
dabei das Gefühl, vergleichsweise bleibende Werte erworben zu haben, die 
ich durchaus über ein Jahrzent oder vielleicht auch noch länger nutzen kann.

Mein Nutz- und Kaufverhalten hatte sich (allerdings unabhängig von der 
Wikipedia) schon vor Jahren auf CD-ROMs verlagert; ich war damals 
fasziniert von dem Verhältnis von Datenmengen zum Platzbedarf, 
beispielsweise konnte ich mir daher noch als Student eine "Britannica" 
leisten, die in der Druckausgabe schon allein aus Platzgründen nie zur 
Diskussion stand.

Mittlerweile hat sich bei mir aber nun wieder eine Müdigkeit gegenüber 
dem alljährlichen Updatezirkus der elektronischen Nachschlagewerke 
eingestellt; ich finde es mittlerweile einfach nur noch ärgerlich, alle 
zwei bis drei Jahre "Updates" kaufen zu müssen, weil irgendwelche 
Funktionen nicht mehr unter älteren oder gar besonders neuen 
Betriebssystemversionen funktionieren (ganz schlimm sind in dieser 
Beziehung Produkte von Koch Media, Bertelsmann und "Wissen.de"); 
außerdem nervt mich zunehmend, dass fast ausnahmslos sämtliche CD-ROM- 
Lexika unter GNU/Linux unbrauchbar sind. Bücher sind dagegen voll 
mehrbenutzer- und multitaskingfähig, vollkommen plattformunabhängig und 
halten eben so lange, bis die Säure säurehaltiges Papier zerfressen hat 
(oder der Hund mit dem Band gespielt hat).

Kurzum, ich bin momentan wieder an einem Punkt, wo ich demnächst wohl 
eher in eine Studienausgabe des neuen Brockhaus investieren werde, als 
noch mehr CD-Schrott anzuschaffen, den ich allenfalls ein paar Jahre 
nutzen kann. Vor kurzem habe ich mir beispielsweise den elektronischen 
"Grimm" zugelegt und bereue das schon fast, obwohl diese CD wirklich 
sehr anständig aufbereitet ist und auch tadellos funktioniert: Zum 
schnellen Nachschlagen ist das Programm zu langsam, und zum Arbeiten mit 
dem Text drucke ich den entsprechenden Artikel dann doch wieder aus. Die 
dtv-Ausgabe braucht zwar mehr Platz, bietet dafür aber m.E. eine bessere 
"Usability". Bei aller Sympathie für elektronische Datenverarbeitung 
gehöre ich ganz sicher zu den Menschen, die noch gerne ein Buch in der 
Hand haben.

MfG -asb