Lieber Philipp,
danke für Dein Engagement! Ich habe Dich in all den Jahren immer als äußerst
klarsichtig, verlässlich und im besten Sinne anspruchsvoll erlebt. Der Verein
hat von Dir als Vorstandsmitglied außerordentlich profitiert.
Mir selbst hat so manches Gespräch mit Dir geholfen, Struktur in die eigenen
Gedanken zu bringen und neue Ideen zu entwickeln - gerade auch dann, wenn die
Lage einmal verfahren schien.
Danke für Alles
Kurt
Am 28.02.2010 18:19, schrieb P. Birken:
Liebe Mitglieder,
nachdem ich bereits den Vorstand und die Mitarbeiter von meinem Entschluss in
Kenntnis gesetzt habe, möchte ich auch Euch meinen Rücktritt bekannt
geben.
Ich war jetzt vier Jahre im Vorstand und bin stolz wie Oskar auf das
erreichte. Ich wurde auf derselben MV in den Vorstand gewählt, auf der
die Einrichtung einer Geschäftsstelle beschlossen wurde, seitdem hat
der Verein eine rasante, interessante und positive Entwicklung
genommen (bzw. fortgesetzt). Es gab sehr schwierige Entscheidungen zu
treffen mit sehr schwierigen Zeiten und mindestens einmal hat der
Vorstand auch etwas richtig in den Sand gesetzt. In der Regel aber
haben wir produktiv gearbeitet, Projekte vorangetrieben und Erfolge
feiern dürfen. Besonders gefreut hat es mich immer, wenn wir mit Geld
Freiwilligen ermöglichen konnten, über ihr bisheriges Engagement
hinauszugehen. Das gilt für das Community-Budget, aber auch für einige
Mitglieder der Geschäftsstelle, die in gewisser Weise ihre
Leidenschaft zum Beruf gemacht haben. Wenn man überlegt wo der Verein
2006 stand und wo er jetzt ist: Wir haben mächtig was erreicht.
Ich war eigentlich immer gerne im Vorstand,
stolz darauf, zu wissen was im Verein vorgeht, recht gut zu wissen wer
Mitglied ist und zu vielen Themen eine fundierte Meinung abgeben zu
können. Leider ist all das nicht mehr gegeben.
Ich habe mein Vorstandsengagement in den letzten Monaten auf ein
Minimum zurückgefahren. Ich lehne Vortragseinladungen und Ideen zu
gemeinsamen Projekten ab. Detailwissen fehlt mir mittlerweile, auch das
große Ganze wird schwieriger im Überblick zu behalten. Und trotzdem
sind es noch 2 Telephonkonferenzen pro Monat, Emails die es zu lesen
gilt und Themen über die man nachdenken muss. Ich bin derzeit
beruflich in einer Phase, in der es darauf ankommt, nennen wir es,
Dinge zu durchdringen. Konzentrierte und vor allem kontinuierliche
Auseinandersetzung mit
wenig Ablenkung ist dafür wichtig. Der berühmte Informatiker Don
Knuth, der vor einigen Jahren
seinen Emailaccount quasi dicht gemacht hat, formuliert das so: "Email
is for people who need to be on top of things. I am at the bottom of
things."
Tja, ein Vorstand von Wikimedia Deutschland muss aber auf der Höhe des
Geschehens sein und damit kann ich meine Vorstandstätigkeit nicht auf
dem Niveau ausführen, dass meinen eigenen Ansprüchen genügt, bzw. dem
was ich denke, was ihr von einem Vorstand
erwarten können.
Tatsache ist: Ich bin in den letzten drei Monaten so gut vorangekommen
und hatte so viele gute Ideen wie etwa im ganzen Jahr 2007.
Was den Vorstand angeht, so empfinde ich die Tätigkeit mittlerweile
als eher unangenehm. Hauptgrund ist
das schlechte Verhältnis zu Sebastian. Mein Vertrauen in
ihn ist schon seit über einem Jahr empfindlich gestört, dies hat sich nicht
gebessert, was meine Motivation, im Vorstand aktiv mitzuarbeiten,
dramatisch senkt. Es gibt auch keine Anzeichen, dass diese Probleme
irgendwie gelöst würden, eher im Gegenteil haben sich die schlechten
Erfahrungen aus dem vorherigen Vorstand in verschärfter Form
wiederholt, konnten aber insbesondere dank der neuen
Vorstandsmitglieder, die mit einem eigenen Kopf an die Sachen
rangegangen sind, im Sinne des Vereins gelöst werden.
Schließlich habe ich in gewisser Weise meine Ziele erreicht und somit das
Gefühl, den Laden ordentlich zu hinterlassen. Für diese Wahlperiode
hatte ich als mein wichtigstes Ziel genannt, einen neuen
Geschäftsführer zu finden. Ich habe mich intensiv in die
Personalfindungskomission eingebracht und denke: Wir haben mit
Pavel Richter eine sehr gute Wahl getroffen, die Geschäftsstelle ist
bei ihm in guten Händen und entwickelt sich so wie ich mir das
vorstelle. Die Sache wird
ihren Weg gehen: Wer im Vorstand sitzt,
ist für Erfolg oder Misserfolg des Vereins deutlich weniger wichtig
geworden.
Mein Hauptthema Qualität habe ich nach Kräften unterstützt. Die
gesichteten Versionen sind in über 20 Wikimediaprojekten aktiviert,
Qualität ist ein Vorstandsressort, das Thema präsent auf dem Radar der
Geschäftsstelle, in Zukunft gibt es eine Teilzeitstelle für Qualität
und ich habe volles Vertrauen in Denis.
Spätestens damit hat das Thema eine Reife erreicht, die mir sagt: Es
läuft auch gut ohne Dich.
Alles in allem bedeutet das für mich: Es ist an der Zeit, jetzt
aufzuhören und den Platz freizumachen.
In diesem Sinne: Vielen Dank für vier hochinteressante, produktive und
spannende Jahre, Wikimedia Deutschland e.V. ist in einer großartigen
Phase. Euch allen alles Liebe. Wir werden uns in der Wikipedia sehen,
im Real Life (zur MV werde ich natürlich kommen) und wer weiß,
vielleicht kandidiere ich ja in einer fernen Zukunft wieder für den
Vorstand. Mit Rat stehe ich auch in Zukunft gerne zur Seite, meine
Kontakte stelle ich dem Verein natürlich weiterhin zur Verfügung.
Viele Grüße
Philipp