Online-Quellen spielen eine immer bedeutendere Rolle für Schüler und Lehrer. Insbesondere
die freie Enzyklopädie Wikipedia ist in den letzten Jahren zu einer bevorzugten
Informationsquelle geworden. Um den kritischen Umgang mit Online-Nachschlagewerken und
speziell mit der Wikipedia im Schulunterricht zu fördern, hat der Verein Wikimedia
Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V. jetzt erstmalig ein Projekt
an einer Schule durchgeführt. Am Freitag, 22. September, fand am Hildesheimer Gymnasium
Adreanum ein Aktionstag mit speziell auf die Nutzung der Wikipedia in der Schule
ausgerichteten Workshops für Schüler, Lehrer und interessierte Eltern statt.
Die Idee zu dieser Veranstaltung basierte auf der Beobachtung, dass Schülerinnen und
Schüler der gymnasialen Oberstufe ihre Informationen heutzutage in hohem Maße aus dem
Internet beziehen und diesen allzu häufig unkritisch begegnen. In einer unter Schülern
einer 12. Jahrgangsstufe durchgeführten Umfrage hatten 63 Prozent der Befragten angegeben,
Wikipedia oder Google seien ihre erste Wahl unter den Informationsquellen zur
Unterrichtsnachbereitung. Gedruckte Nachschlagewerke landeten hingegen bei nur 21 Prozent.
Dies deckt sich mit den Ergebnissen einer anderen Befragung, die bereits im Juni im Rahmen
der Wikipedia-Academy in Göttingen vorgestellt wurden. Weitere Umfragewerte deuten darauf
hin, dass eine kritische Auseinandersetzung mit den Neuen Medien nur allzu selten
stattfindet und den Schülern Kenntnisse fehlen, um den Informationsgehalt von Texten aus
dem Internet angemessen bewerten zu können.
Mit dem Aktionstag an der Hildesheimer Schule, bei dem ehrenamtliche Wikipedia-Autoren die
Schüler und Lehrer über die Funktionsweisen der Wikipedia aufklärten, sollte dieser Mangel
beseitigt werden. Im Mittelpunkt der Vorträge und Workshops standen Fragen wie "Woran
kann ich einen guten Wikipedia-Artikel erkennen?" und "Was muss ich beachten,
wenn ich meine Informationen aus der Wikipedia beziehe?" Insgesamt nahmen rund 110
Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe sowie rund 20 Lehrer und Elternvertreter
an dem Aktionstag teil.
"Die Veranstaltung hat unsere Vermutung bestätigt, dass bei Lehrern und Schulen noch
viel Aufklärungsarbeit über die Funktionsweise der Wikipedia und ihren sinnvollen Einsatz
im Schulunterricht zu leisten ist", zieht Frank Schulenburg, Vorstandsmitglied von
Wikimedia Deutschland e.V. und Initiator des Projektes, ein erstes Fazit des Aktionstages.
Der gemeinnützige Verein wolle deshalb weiter daran arbeiten, Schüler zu einer
kritischeren Auseinandersetzung mit dem Medium Internet anzuregen. Aufbauend auf den
Erfahrungen des Hildesheimer Pilotprojektes soll jetzt eine Informationsbroschüre zum
reflektierten Umgang mit der Wikipedia in der schulischen Praxis erarbeitet werden.
Außerdem soll nach Möglichkeiten gesucht werden, ähnliche Veranstaltungen auch an anderen
Schulen durchzuführen. Darüber hinaus plant Wikimedia Deutschland gemeinsam mit dem
Andreanum, das Projekt bei dem 2006 erstmalig ausgeschriebenen Deutschen Innovationspreis
für nachhaltige Bildung einzure
ichen.
Wikipedia-Autor Markus Müller erklärt Schülern der 12. Jahrgangsstufe des Gymnasiums
Adreanum in Hildesheim den kritischen Umgang mit der Wikipedia. Foto: Herbert Weber,
Gymnasium Andreanum, Hildesheim (CC-BY)
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