Kurz meinen Dank in die Runde für die Statistiken,
Was WP-Benutzerchwund anbetrifft, ich selbst kann akzeptieren, dass es
schwieriger wird, in Wikipedia zu edieren:
* Das Grundgerüst an Artikeln ist vergeben.
* Das Artikel Niveau ist so hoch, dass normale Benutzer sofort revertiert
werden.
* Die Binnenstruktur ist extrem komplex geworden (besser man hat einen
Mentor - ich denke, ein solches Medium hätte mich nie interessiert...)
* Die Community ist dicht gestrickt, da ist der Neuling automatisch
Outsider, gerade wenn ihm die Community hilfreich gegenübetritt.
* Wir bauten zudem Hürden wie die Sichtung auf, die Neulingen erst mal
sagen, dass sie bei uns 2. Wahl sind.
Irgendwann kommt der Punkt, an dem wir nachdenken müssen, welche Autoren
wir für die Artikel brauchen, die bei uns schlecht sind. Wir suchen
interessanterweise genau diese Autoren nicht.
Lest den schlechten WP-Artikel
http://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Literatur - und erklärt mir, welches
unserer Programme da den fehlenden Autor bringen soll. Unsere Programme
gehen gezielt an unseren Defiziten vorbei.
Irgendwann kommt überhaupt der Punkt, an dem wir nachdenken müssen, dass
Massenwachstum an anderen Stellen liegt, nicht an der tendenziell elitären
Wikipedia. Enzyklopädien sind nun mal eher bildungsbürgerlich elitär. Das
Medium für globales Wissen ist Wikipedia dabei gar nicht. Gehe ich unsere
Relevanzkriterien durch, mit denen helfe ich keinem Menschen, in Togo oder
Bangladesch ein Unternehmen aufzumachen. (WP richtet sich vor allem an
Lehrer und zweitens an Schüler im Westen, denen wir bei den Hausaufgaben
helfen, danach an Studenten und Journalisten).
Die Zukunft wird in einer leichten Öffnung von WP-Relevanzkriterien liegen
(sind wir im Moment nicht ehrlich dran interessiert), sie wird, was das
Flaggschiff WP anbetrifft, in einem Nachdenken über Qualitätsverbesserung
liegen (wir müssen uns fragen, was für Autoren wir suchen - und das sollten
wir mal ernsthaft an konkreten Artikeln bedenken, nicht im Blick auf
Statistiken, nach denen wir mehr Frauen oder Senioren haben könnten). Die
Zukunft wird ansonsten in neuen globalen Projekten eines sehr viel weiteren
Wissensbegriffs liegen (sieht so aus, als denkt man darüber nach),
Gruß,
Olaf
Juergen Fenn <juergen.fenn(a)gmx.de> hat am 25. April 2012 um 11:04
geschrieben:
Am 25.04.2012 um 09:03 schrieb P. Birken:
>>
>>
http://stats.wikimedia.org/EN/TablesWikipediaDE.htm
>>
>> Kein Rückgang bei den neuen Artikeln pro Tag, zuletzt eher steigend.
Auch
stabile Zahl der Autoren. Steigende Zahl an Accounts, Neuanmeldungen
sinken sehr leicht.
>>
>> Die Rückgangsthese ist für die deutsche Wikipedia nicht zu belegen.
Auch
die Editor trends study berücksichtigt nicht, daß sehr viele Autoren
über mehrere Accounts oder/auch zusätzlich als IP arbeiten.
Auch in den von Dir genannten Daten belegt: Die Zahl der Leute die
mehr als 5 Edits pro Monat beitragen ist von 8.000 auf 7.000
runtergegangen und die Gesamtzahl der Edits ist ganz leicht sinkend.
Und selbst wenn all dies stabil waere: Der Zustand waere nicht gut,
denn mit wachsender Bedeutung und Masse der Inhalte brauchen wir mehr,
nicht weniger oder gleichviele Mitarbeiter.
8000 Autoren mit mehr als 5 Edits/Monat gab es zuletzt 2008/2009, als
de.wp noch
ca. 800.000 Artikel hatte. Auch daraus kann man nichts
quantitativ herleiten, denn gerade erfahrene Autoren schreiben vielfach
lokal und legen dann erst den fertigen Artikel an oder sie brauchen
überhaupt weniger Edits, um dasselbe Ergebnis zu erzielen: 400 Artikel pro
Tag, ziemlich stabil seit 2004. Auf das Ergebnis kommt es an.
Richtig ist, daß es immer schwerer wird, einen stetig wachsenden Bestand
an
Inhalten zu pflegen. Das Problem kann aber auf gar keinen Fall durch
mehr neue Autoren aufgefangen werden, sondern nur durch einen größeren
Anteil an Autoren, die sich in der QS und sonst in der Bestandspflege
betätigen (wozu sie die entsprechende Erfahrung brauchen), außerdem durch
Technik (z.B. Wikidata könnte dabei hilfreich sein, sobald es in die
Artikel eingebaut sein wird).
Autoren sind nicht genauso leicht vermehrbar wie Inhalte, das wird
notwendig auf
lange Sicht zum Qualitätsproblem und ist m.E. nicht
quantitativ auszugleichen. Qualität muß man mit Qualität fördern. Das
Hochschulprogramm könnte dabei helfen, wenn es gezielt eingesetzt wird, um
Schwachstellen zu beseitigen. Wir brauchen weniger neue Artikel und mehr
Arbeit in der Bestandspflege.
Viele Grüße,
Jürgen.
_______________________________________________
VereinDE-l mailing list
VereinDE-l(a)lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l Dr. Olaf Simons
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
+49-3621-882309
+49-179-5196880
Postadresse Privat:
Dr. Olaf Simons
Hauptmarkt 15
99867 Gotha