[Wikide-l] Wikipedia-Inhalte knuddeln und drucken...

Agon S. Buchholz asb at kefk.net
Mo Mär 21 15:05:31 UTC 2005


Ulrich Fuchs wrote:

> Ich halte mittlerweile die (ursprünglich auch von mir befürwortete) 
> Ausführlichkeit der Wikipedia für eines ihrer Probleme. Dieser
> informelle Styleguide verleitet zum Labern und zum Aufschwemmen der
> Artikel mit Bestandteilen wie ausführlichen Beispielen etc., die in
> einer Enzyklopädie nichts verloren haben. Wikipedia sollte ein
> Nachschlagewerk sein, kein Lehrbuch - die Artikel tendieren zunehmend
> Richtung Lehrbuch.

Eine der beiden historischen Haupt-Wurzeln der Enzyklopädie seit der 
Spätantike *sind* Lehr- und Bildungsbücher gewesen (Stichwort: Septem 
artes liberales), teilweise waren sie sogar explizit für den 
Schulgebrauch konzipiert (vgl. Rudolf Schenda, "Hand-Wissen", in: 
Tomkowiak (Hg.): Populäre Enzyklopädien, Zürich 2002). Zumindest bis hin 
zu den großen Konversationslexika ist die *Belehrung* ein expliziter 
Modus der Enzyklopädie.

Der andere Modus, der des Konsultierens, speist sich aus der anderen 
Wurzel der Enzyklopädie, also dem Wörterbuch. M.E. ist das Problem, das 
du ansprichst, weniger ein inhaltliches, als vielmehr ein (software-) 
technisches, nämlich: Wie kann man die die beiden Modi bei der 
Präsentation für den Endbenutzer sinnvoll trennen?

Wenn die Wikiedia-Artikel tatsächlich signifikant länger werden (als auf 
Makroebene nicht mehr überwiegend Breiten- sondern zunehmend auch 
Tiefenwachstum), benötigen wir einen Mechanismus, der dem 
Nachschlagenden die knappe Information (Definition plus x) und dem 
Mehr-Wissen-Wollenden den Hintergrund (kompletter Artikel) liefert. 
Denkbar wäre beispielsweise eine Untergliederung des Artikelfeldes wie 
sie in CMS-/ Redaktionssystemen à la Bricolage eingesetzt wird: Ein Feld 
für den Anreißer (Kurzinformation) und eins für den Rest.

Weiterhin wäre zu überlegen, dass aktuelle Lehrbücher systematisch 
aufgebaut sind, man bräuchte also einen ergänzenden Präsentationsmodus, 
der die hypertextifizierten Partikel zusammenführt (das bringt mich 
wieder zu dem alten K3-Problem). M.a.W. wäre eine Technik notwendig, um 
zumindest Artikelfolgen oder -sequenzen zu definieren; so etwas wurde 
auf Meta bereits vor längerer Zeit angedacht, aber nie implementiert.

MfG -asb