[Wikide-l] Honeckerisierung der deutschen Wikipedia

Dirk Ingo Franke dirk at png-online.de
Di Mär 8 18:21:18 UTC 2005


Darf man auch als Nicht-Kantianer mitdiskutieren. Mir fällt spontan als leicht polemisches Gegenstück [[John Deweys]] "Deutsche Philosophe und deutsche Politik" ein.


>> Die nächsten Fragen wären:
>> - Wo sind wir in dieser Entwicklung?
>> - Empfinden wir diese Organisationsform als negativ?
>> - Wenn ja, kann man eine bessere Organisationsform erreichen?

Gute Frage. Ich finde den FAS-Artikel ja auch deshalb reizvoll, weil er sich eben nicht direkt um Wikipedia-Organisation dreht. Spontan würde mir ja erscheinen, dass es einen Grund hat, dass sich die Struktur bei verschiedenen Projekten sehr ähnelt und dass das zumindest zu einer gewissen Vermutung führt, dass diese Struktur aus diversen Gründen dem Projektziel am ehesten angemessen ist.

Und die Frage: warum ist es ein Problem? Sollten wir vielleicht einigermaßen konsensuell klären, bevor 

>Eine Art mit dem neuen Problembewußtsein umzugehen ist, Regeln zu
>formulieren, mit solchen Problemen umzugehen. Das Spiel [[Nomic]]
>basiert auf dieser Idee. Viele - nicht nur gegenwärtige -
>Menschen erleben Regeln nur als Methode der Eineingung und 
>Herrschaft. M.E. fehlt bei diesen das Bewußtsein, dass Regeln
>zuallererst jene beschränken, denen mehr Ressourcen zur Verfügung
>stehen als ihnen selbst. Ich schreibe mit Absicht nicht von 
>Machtmitteln. Regeln schützen also i.d.R. Schwächere gegen Stärkere. 

Mmmh. Zwei Fragen: erstens wollen wir radikalen Egalitarismus im Sinne der Wikipedia oder nicht eher, dass gute Autorenvor schlechten geschützt werden? Leute, die "das Projekt" voranbringen wollen, vor denen die Wikipedia als Plattform für eine andere Agenda sehen? 

Und anderes: ich habe zweifel ob man es so sagen kann, es gibt genug Regeln, die Stärkere schützen, weil sie eben die "soziale Ordnung" in ihrem status quo aufrecht erhalten. Gerade der Honeckerisierte Staat konnte sich über Mangel an Regeln für alle möglichen und unmöglichen Situationen ja nicht wirklich beklagen - übrigens auch unter dem Anspruch die Schwächeren zu schützen. Allgemein führen Regeln eine weitere Machtressource ein: nämlich Regelkenntnis. Bei drei wirklich verbindlichen Regeln kann man die jedem zumuten, bei viel mehr dann wohl nicht mehr.  

>Lesetipps zum Thema: 

Ich ahnte es. Viel normaltive Ethik, wenig empirische Sozialwissenschaft ;-)
Um mir Arbeit zu ersparen: http://vs.fernuni-hagen.de/Psychologie/SOZPSYCH/GD/Artikel/Virtuell/SchmidtmannGrothe.html hat am Ende einen recht brauchbaren Literaturteil.

south


"Ich mach dich Krankenhaus. Dann siehst du Scheiße aus." (Jazzkantine)