Hi Filzstift,
Hi,
diese Idee geisterte bei mir (einer der Admins der Wikipedia und
gehörlos) schon etwas länger in meinem Kopf herum.
Hey! Schon der erste Beitrag gleich von einem
gehörlosen Wiki-Admin!! Fängt gut an!
Obwohl dieser Ansatz, eine freies
Gebärdensprachlexikon aufzubauen, sehr löblich
ist, muss man auch die Realität betrachten ;).
Klar, ohne Illusionen. Aber wenngleich manches
vielleicht vorerst utopisch erscheinen könnte:
Utopien als Antriebe verwandeln sich oft genug in
Wiklichkeiten (Auch kein schlechter Tippfehler
;-)...
Es scheint mir nur darauf anzukommen, wie stark
die Willensbildung ist. Und wieviel Platz der
Gebärdensprache (hier vor allem auch in der
Wiki-Community) eingeräumt wird. Das hängt
vielleicht auch davon ab, wie anschaulich
dargestellt werden kann, was für ein (immer noch
weithin ungehobener Schatz) die Gebärdensprache -
nicht nur für Gehörlose - ist, und in welch
vielfältiger Weise sie die Mitteilungskraft auch
der gesprochenen und geschriebenen Sprache
ergänzen und bereichern kann. Womit wir eh schon
wieder beim Film wären. Ich will auf die
Gebärdensprache jetzt nicht die berechtigten
Hymnen singen, aber wenn stärker durchdringt, was
für ein Juwel diese Sprache ist, wie bedroht sie
ist, und wie gut wir daran tun, eine angemessene
Arche einzurichten, in die die Gebärden großzügig
einchecken können, bevor sie durch CI,
Gentechnologie, militanten Oralismus und was weiß
ich noch was geplättet werden, dann kann die
Sache eine ungeahnte Dynamik bekommen.
Hier ein paar Anstösse / Gedanken meinerseits
v.a. aus der Sicht eines Softwareentwicklers:
(Obwohl auch Gebärdensprachzeichnungen möglich wären [dazu wäre die
Mediawiki-SW eigentlich kein Problem], beschränken sich meine Ansätze
vorwiegend auf das Medium Video)
Ich würde auch vorschlagen, von vornherein einmal
zu prüfen, welche Entwicklungschancen die
Implementierung von Echtfilmreferenten für
Gebärden innerhalb Wiki haben kann. (Welche
Kriterien wären hier entscheidend?)
Die meisten anderen Darstellungsvarianten sind
zwar leichter realisierbar, im Verhältnis zum
Film aber (wenn alleinstehend) unbefriedigend,
weil schwerer "lesbar" oder einfach auch
umständlicher zu erzeugen, als Filmclips
hochzuladen.
(Siehe dazu auch mein anderes/kommendes Posting
zu den möglichen Darstellungsvarianten).
Da die Gebärdensprache keine Schriftsprache ist
und Körper, Raum und Bewegung zur Mitteilung
nutzt, sollten ihre Gebärden in einer Sammlung
auch möglichst wirklichkeitsgetreu abgebildet
werden.
Wikimedia / Mediawiki
====
Die Wikimedia Foundation setzt momentan fast ausschliesslich die
Mediawiki-Software. Diese ist momentan undenkbar schlecht geeignet für
Videos.
Das muß ja nicht so bleiben, oder? Ich kann mir
vorstellen, daß aus einer Unternehmung WIKI SIGN
neue Programmroutinen, bessere
Komprimierungsformate und *noch* smartere
Datenbankstrukturen entstehen, die schließlich
auch weit über ihren erstrangigen Zweck hinaus
Licht in viele andere Bereiche bringen, die sowas
recht gut brauchen könnten. (v.a. auch
Wikigebiete)
Videos könnten sich zwar generell einbinden lassen,
jedoch vorläufig
nur als Link.
Hm. Das könnte, wenn die Verzögerung zu groß ist,
bis der Film am Schirm steht, und wenn dann die
notwendigen lexikografischen Informationen davon
getrennt wieder in einem anderen Fenster geöffnet
werden, den Gebrauch eines solchen Lexikons
ungenießbar machen. Meines Erachtens würde die
Lust am Gebrauch des Lexikons voraussetzen, daß
alle Gebärdeninformationen soweit wie Möglich
innerhalb eines Fensters, bzw. innerhalb einer
Anwendung da sind. Und die Lust am Gebrauch des
Lexikons ist ja auch eine wichtige Voraussetzung
dafür, daß es wächst.
Viele Mitarbeiter der Wikimedia sträuben sich zudem
gegen proprietäre
Videoformate wie wmv, rm usw und favorisieren freie Videoformate.
Letztere wiederum benötigen entsprechende Player bzw. Codecs, womit
die "DAUs" wiederum ihre grössten Probleme haben werden. Diese
Thematik wurde schon mehrfach durchgekaut. Auch aus dem Grund solcher
Meinungsdifferenzen sind Videos momentan anscheinend verpönt.
Da macht es meiner Meinung schon fast eher Sinn, eine eigene Software
für ein solches Gebärdensprachlexikon zu entwickeln; welches optimal
auf das Medium Video zugeschnitten ist. Denkbar wären dabei
"Interwikis" zwischen der Wiktionary - wohlwollendes Entgegenkommen
vorausgesetzt - und diesem Lexikon.
Ja, Wiki aufrüsten oder eine eigene Software. Wir
hatten die Frage Video schon in den ersten
Treffen in Berlin angesprochen. Der bei tausenden
Gebärdenfilmen erforderliche Speicherplatz auf
den Wiki-Servern schien auch ein Problem zu sein.
Aber dieses Problem kann kein langfristiges sein,
stell ich mir vor.
Dabei hatten wir dann auch über eine
Eingabemöglichkeit gesprochen, bei der aus
Pop-Ups ausgewählte Gebärdenformparameter
automatisch in Animationen verwandelt werden
(Apropos Utopien...). Aber mir - und nicht nur
mir - sind Animationen als alleinige
Gebärdenrepräsentanten nicht allzu sympathisch.
Das hat verschiedene Gründe, die bald diskutiert
werden, denk ich.
Oder eben: Mediawiki muss entsprechend angepasst
werden; was ich
ehrlich gesagt in der nächsten Zeit nicht so realistisch finde. Ich
würde mich jedenfalls in den Programmwüsten der Mediawiki-SW nicht
trauen.
Vielleicht trauen sich einige gemeinsam?! (You never walk alone...;-)
Es wäre jedenfalls schade, aufwändig eine"eigene"
Software zu entwickeln, um dann zu merken, daß es
eh genügend Kräfte gegeben hätte, die eine schon
überfällige Überarbeitung von Mediawiki angepackt
hätten, eingeholt von fortschreitenden
Erfordernissen, wie unter anderem einem WIKI
SIGN....
Unabhängig von der einzusetzenden Software: Dieses
Projekt lässt sich
natürlich - entsprechendes Interesse vorausgesetzt - als Teilprojekt
der Wikimedia Foundation Inc. unterbringen. So könnten Synergien, vor
allem im Zusammenhang mit der Wikitonary, und vor allem deren
Ressourcen (!) genützt werden. Möglich wäre natürlich auch, dies in
"Eigenregie" in einer lockeren Zusammenarbeit mit der Wikimedia zu
machen.
Wird sich zeigen, wie wieviele Mitwirkende sich
mittelfristig dafür einfinden. Sicher gäbe es da
auch Perspektiven, für große professionelle
Arbeitstranchen auch Förderungen zu akquirieren.
Inhalte / Mitarbeit
====
Das Lexikon sollte ganz klar sprachunabhängig sein, so dass Teilnehmer
aus der ganzen Welt ihre Inhalte hinstellen können.
Na klar, das ist ja auch das Ziel. Innerhalb
EINER Oberfläche schließlich durch alle
Gebärdensprachen der Welt browsen können.
Modulare Datenbanken und polyglotte
Benutzerführung.
Man muss folgendes bewusst sein: die Mitarbeiter sind
gezwungen,
entsprechende Infrastruktur zu besitzen (Videoaufnahme, Schnitt usw.)
und diese in dem "wikisign"-Standard zu bringen. Besteht dazu der
Willen? Oder wird das Projekt schnell eine Leiche?
Also zur Infrastruktur der Mitwirkenden und Beiträger:
Ich kann mir mehrere ggf. ineinander verzahnte
Szenarien und Faktoren vorstellen:
1) Gebärden werden von Privatpersonen
aufgezeichnet, mit notfalls auch einfachen
Digitalen movietauglichen Fotoapparaten (u.U.
sogar mit Handykameras!), und in Formularen
hochgeladen und ausgegeben, in denen andere User
dann bessere Filme als korrigierte Versionen
reinstellen können.
2) Unzulänglichkeiten in der Qualität geposteter
Filmclips können in weiteren optionalen
Darstellungsweisen wie Zeichnung, Animated Gif,
Standbild-Sequenzen, Verbale Beschreibung,
Formparametergrafiken, Mocaps, Animationen etc.
ergänzt und ausgeglichen werden
3) "Erst"-Filme können nach und nach durch
professionelle Film-Remakes der u.U. unscharfen
oder unterbelichteten....Originalvorlagen ersetzt
oder ergänzt werden, besonders sobald gar auch
gewisse finanzielle Mittel da wären, die auch die
Arbeit von Full-Time Redaktionen ermöglichen
würden, um die eingestellten Ansätze und manchmal
auch lexikografischen Fragmente zu bearbeiten und
für die sich fortwälzende öffentliche Diskussion
einzelner Gebärden fit zu halten.
2)Einschlägige Institutionen und oder Projekte
ließen sich möglicherweise überzeugen, ihre
Gebärdensammlungen ganz oder teilweise in die
freie Wiki-Wildbahn zu entlassen, um damit auch
die Informanten-Ebene schlagartig zu verbreitern
und zu vertiefen. Große Konvolute von
Gebärdenfilmclips, die dabei in meist doch recht
professioneller Qualität entstanden sind, fließen
in WIKI SIGN ein und werden hundertfach durch
Kommentare, Ratings, passende Informationen und
Querverweise etc. ergänzt und aufgewertet.
3) Bislang kommerziell orientierte Projekte sehen
die Wiki-Welle unweigerlich rocken und rollen und
finden Geschmack an Kooperationen
4) Was wir gestern noch als kaum erschwingliche
Infrastruktur gesehen haben, ist heute schon in
jedem zweiten oder dritten Haushalt (zumindest in
der westlichen Welt): Digitalkameras, Rechner mit
Premiere oder Final Cut, Foto/Filmhandys,
Hard+Software, PDA's... und morgen gleich Dinger,
die wir uns heute nur verschwommen vorstellen
können. Bis die WIKI SIGN- Seite online geht,
sind schon wieder tausende Haushalte
dazugekommen, und die nächste Generation Technik
da.
5) In einer rapide wachsenden Anzahl von Internet
Cafes sind Webcams Standard, bzw. die einzelnen
Rechnerplätze mit Kameras für VideoChats
ausgerüstet.
6) Innerhalb von WIKI SIGN eingerichtete
Diskussionsforen in Gebärdensprache, die z.T. als
Video-Chats organisiert werden, generieren
Gebärdenkorpora, aus denen per eigens dafür
konzipiertem Data Mining Einzelgebärden zur
Ablage ins Lexikon extrahiert werden. (Klar, ist
Zukunftsmusik, klingt wild, aber wir wissen ja,
wie schnell manchmal was geht - und der Bedeutung
des Wortes wiki Ehre macht...)
7) Öffentliche Stellen und Blue Chip Corporations
erkennen das Potenzial von WIKI SIGN in
Gemeinnützigkeit und wissenschaftlicher wie
kultureller Sprengkraft und fördern das Projekt:
Bild+Filmverbesserungssoftware für Home- und
Ad-hoc-movies kann gebaut werden, große
Gebärdenschatzmengen können unter
Studiobedingungen gefilmt und sofort über WIKI
veröffentlicht werden, für die dann die
lexikografischen Informationen durch die
Besucherkommentare und Einträge rasch wachsen.
Bestehende
Gebärdensprachlexika sind ja ausschliesslich auf Profit
ausgerichtet...
Naja, das ist ein weites Feld, mit den
verschiedensten Ansätzen. Privatinitiativen; ganz
kommerzielle Verlagsprojekte; manche
Uni-Institute sehen mit den Förderanträgen für
ihre Projekte eine Chance, am Forschungsmarkt
Mittel für ihren eigenen Fortbestand
einzuspielen. Mal mehr und mal weniger effektiv.
Letzteres kann man zwar so noch nicht als auf
Profit ausgerichtet bezeichnen, find ich, aber es
entsteht halt immer ein Gärtlein mit einem Zaun
rundherum oder gar mit einer Mauer. So wird das
Potential großer Communities kaum je genutzt
werden.
Ich selbst hab u.a. aus ganz privater,
ursprünglich künstlerischer Initiative 1993 ein
Projekt gestartet und von Demo- über Beta bis
Vollversion 7 Jahre zusammen und einer Filmfirma
und im Zusammenspiel mit österr. GL-Verbänden und
mit Österr. Fördermitteln + privaten Mitteln
entwickelt (
http://www.mudra.org). Der "Profit"
dieses Projekts, dessen Ergebnisse dann als CDs
in Vertrieb gingen, hätte im besten Fall darin
bestehen können, die explodierten
Entwicklungskosten, die den Rahmen der ziemlich
bescheidenen Fördermittel bald gesprengt hatten,
wieder ansatzweise herein zu spielen. Einige
wenige Leute, v.a. ich selbst, hatten sich
ausgeblutet, um einen Berg zu versetzen, aber
eben als Insellösung. Wiki ist eine ganz andere
Baustelle. Wiki ist keine geschlossene Anstalt.
Hier verteilt sich die Last auf so viele
Schultern und liegt immer auch in der
Verantwortung der Nutzer. Deshalb ist es auch OK,
wenn die Nutzer nicht zahlen, wofür sich die
Hersteller abgerackert haben. Denn Hersteller und
Nutzer leben eben theoretisch, moralisch und
auch praktisch nicht mehr in zwei getrennten
Häusern. Hier kann wirklich gemeinsam entstehen,
wovon ich von Anfang an träumte und sicher viele
andere auch, oder aber noch viel mehr es gar
nicht zu träumen wagen: Eine weltweite umfassende
Gebärdenerhebung und -Sprachkartografie als ein
sich selbst bauendes Lexikon der Gebärden und
Gebärdensprachen der Welt, über eine einzige
gemeinsame Plattform. Ein lebhaftes Baby von
allen...
Ein Grönländer will wissen: Was heißt
"Eifersucht" in den Gebärdensprachdialekten
Ugandas? Und er erfährt in der poetischen
Verdichtung der meisten Gebärden - eben auch ohne
diese Sprache zu sprechen - über die dortige
Kultur oder Lebenswirklichkeit unvergleichlich
mehr, als ihm das lautsprachliche Äquivalent in
den Sprache(n) dieses Landes sagen könnte....
Last but not least müsste noch auf ein Videocodec
geeinigt werden...
Idee:
Die Software von WIKI SIGN identifiziert den
Videocodec des ankommenden Films, egal welcher
(Also kann alle jeweils gängigen codecs
identifizieren) und konvertiert das File
sogleich in den WIKI SIGN Standardcodec, bevor
der Film als Eintrag erscheint.
Abgespielt kann der Film im WIKI SIGN Fenster werden, wenn
a) entweder der Standardvideocodec der von Wiki
Sign abgelegten Filme einer ist, der von allen
gängigen Browsern ohne Zusätze gespielt werden
kann
b) oder - wenn wir einen speziellen Codec
verwenden, oder gar einen eigenen, besseren
entwickeln - mit einer Software, die einmal
heruntergeladen werden muß und als
selbstentpackendes wie auch als
selbstinstallierendes Plug-in (oder Programm) am
User-Rechner installiert wird, um dann mehr oder
weniger ein für alle mal dafür zu sorgen, daß
alle Filme von WIKI SIGN am jeweiligen Rechner
mit der dort zum Zeitpunkt des Softwaredownloads
aktuellen Systemkonfiguration einwandfrei laufen.
Ist das aus SW-Entwicklersicht denkbar?
Lizenz
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GNU/FDL oder gleich Creative Commons?
Gute Frage. Wird letztlich von einigen Faktoren
und der Gemengelage abhängen, unter der Filme/
Daten /Datensätze dann letztlich zustandekommen.
Für eine entwickelte Software: CC
Für einen Film, der von Privat hochgeladen wurde: GNU?
Für einen Film der von Institutionen verfügbar gemacht wurde: CC ?
Für den ganzen Datensatz, der sich ja naturgemäß veränderlich sein wird: GNU
Aber in den Lizenzfragen bin ich noch recht unbewandert.
Letzeres wäre IMHO fast
geeigneter. Es wäre schon mühsam, wenn man für jede einzelne Video /
Zeichnung, welches extern verwendet wird, gleich noch die komplette
Lizenz mitliefern muss....
Mh. Könnte über den Upload aber auch automatisch geregelt werden:
a) Entweder Du bist registrierter Mitwirkender
und wurdest bei der Registrierung schon gefragt,
welche Lizenz Dein Beitrag haben soll
b) Oder Du wirst als Nicht-Registrierter vor
jedem Upload gefragt und wählst per Radiobutton
eine der zur Auswahl stehenden Lizenzen aus.
c) Uploads dürfen nur Registrierte machen, dann gilt wieder a)
Und für jede Lizenzform gibts eine Fußnote, die
diese für den jeweiligen Datenteil ausweist.
Das wäre eine Möglichkeit für komplexe
Lizenzvarianten. Aber ich bin in den Tiefen und
Untiefen aller infragekommenden Lizenzvarianten
noch gar nicht kundig genug, um da schon groß was
meinen zu können.
Ich gehe allerdings davon aus, daß WIKI SIGN,
wenn wirklich WIKI, dann automatisch GNU sein
muß. Oder?
Meinst du mit "extern" einen Link in WIKI SIGN,
der andere Seiten/Quellen öffnet?
Ist alles ein größeres Thema, das sicher noch die
Diskussion erfahren wird, die es verdient...
Filzstift, wir werdens noch erleben!
liebe Grüße, bis gleich
Wolfgang Georgsdorf