Hej,
Olaf Simons schrieb:
> Die Leipziger Messer besuche man (so las ich da) nicht, da sich dort
> erfahrungsgemäß keine Neu-Autoren gewinnen lassen.
Wir waren nicht nur einmal auf der Buchmesse: Nach dem Stand mit
Zenodot habe ich im Jahr 2007 [1] und 2008 [2] habe jeweils einen
Vortrag organisiert-auch 2009 sollte es einen geben, aber da ist
organisatorisch etwas schief gelaufen. Insgesamt war vor allem 2008
das Interesse der Besucher am Vortag recht groß, und auch die Messe
hat Interesse gezeigt und nach der Anmeldung mit Conny ein
Telefoninterview geführt und einen überraschend guten Artikel [3] für
mehrere Tage prominent auf der Hauptseite von Leipzig Liest verlinkt.
Beim Vortrag selbst hat Conny recht lange überzogen, da die
eingeplante Zeit (20min Vortrag, 10min Diskussion) bei weitem nicht
gereicht hat. Und am Ende hat sich gezeigt, dass einige Leute froh
waren, endlich mal einen persönlichen Ansprechpartner zu haben, um
einige Detailfragen zu stellen (Ich erinnere mich z.B. noch an die
verzweifelte Frage eines Verlagsmitarbeiters, dessen von der
Marketingabteilung eingestellten Artikel immer wieder gelöscht
wurden). Einige Leute haben dort auch nach unserem Stand gefragt, weil
sie nochmals in Ruhe diskutieren wollten und die Messe bereits um
18:00 schloss.
Aus den Erfahrungen der Buchmesse und dem täglichen Leben kann ich
Olaf recht geben: Eines der wichtigsten Effekte eines Messeauftritts
ist es, einfach als Ansprechpartner da zu sein und mit Leuten in
Kontakt zu kommen. Wikibedia/Wikimedia ist immer auf technikaffinen
Veranstaltungen wie Linuxtagen etc. vertreten, aber dort sind die
Besucher eher gewöhnt, ihre Anliegen per Internet an uns zu bringen.
Unter anderem von Philipp und Frank [3] wird immer wieder
gebetsmühlenartig darauf hingewiesen, dass Messeauftritte nicht sehr
effizient sind, aber woran macht man das fest, und vor allem, sind
Schulprojekte oder Präsentationen auf Fachkonferenzen effektiver? Um
Fachautoren zu gewinnen, muss Wikipedia erst einmal in breiten Kreisen
anerkannt sein und nicht-man verzeihe mir den Vergleich-wie z.B. das
Blatt mit vier Buchstaben, von niemanden offiziell gelesen, aber doch
massenhaft gekauft werden. Dazu muss vor allem Arbeit in der Wikipedia
selbst geleistet werden, aber auch die nötige "PR-Arbeit" sollte mMn
ausgewogen eingesetzt werden. Und dazu gehört auch ein Ansprechpartner
auf der Buchmesse. Meine Ausführungen bezogen sich jetzt nur auf
Wikipedia, aber ist denn nicht z.B. Wikibooks nicht auch eine
alternative für Interessenten auf der Suche nach einem Verlag, die
bspw. ein Buch bei BoD veröffentlichen wollen? Dort wird das Buch im
Normalfall ohne Lektorat on demand gedruckt, aber auch das ist
mittlerweile mit Mediawiki möglich, mit Pseudolektorat und
Unterstützung im begrenzten Umfang inklusive. Und dann gibt es ja noch
Wikisource, oder die Vereinsziele allgemein: die Förderung freien
Wissens, zu der auch eine Sensibilisierung des Durchschnittsbürgers
nicht schaden kann.
Sicherlich macht es keinen Sinn, plan- und konzeptlos auf die
Buchmesse zu kommen, aber der wichtigste Teil eines Messeauftritts ist
imho, einfach da zu sein.
/vg aus Stockholm,
Prolineserver
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Leipziger_Buchmesse_2007
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Leipziger_Buchmesse_2008
[3] http://www.leipzig-liest.de/Startseite/51277/Auch_du_bist_Wikipedia
[3] http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia%3AVeranstaltungen%2FArc…
> Ich bin nicht Mitglied im Verein, aber aktiv als Autor in der Wikipedia.
> Sollte die Mailingliste dieses e. V. geschlossen werden, würde der Verein
> aus meiner Sicht nichts mehr mit Wikipedia zu tun haben.
>
> Beitreten kommt für mich nicht in Frage.
>
> VG Michael
Das möchte ich gerne mal erklärt haben. Wo haben andere Vereine ihre Korrespondenz in der Öffentlichkeit? Was hat diese Mailingliste mit dem Buchstipendium zu tun? Mit der Organisation der SW-Jurysitzungen? Fahrkostenzuschüsse zu WP-Veranstaltungen? Rechtsvertretung für Autoren und Projekt? Veranstaltungen wie Academy oder Zedler-Medaille? Michael - solche Aussagen zeigen für mic nur einmal mehr, daß viele Leute - einschließlich dir - gar nicht wissen, was der Verein alles macht. Denn für all das ist eine offene Mailingliste nicht notwendig.
Marcus
Moin Sebmol,
Hab ich überlesen, daß Du im Urlaub warst, warum kann das keiner schreiben?
Natürlich ist die Personalfindungskommissionen nicht öffentlich, aber Ihr
könnt sagen ob ihr schon Kandidaten habt, wie sie darauf gekommen sind sich
ohne öffentliche Ausschreibung zu bewerben usw....
Wer sitzt denn in dieser Personalbesetzungskommission? Oder ist das auch
geheim?
Und jetzt bin ich doch froh, das Du schreibst "... auch wenn der
ursprüngliche Plan, zum 1. Juni einen neuen Geschäftsführer eingestellt zu
haben ..."
Also nicht erst ab 1. August. Wann ist der Plan geändert worden? Warum hört
man erst jetzt davon?
Ab März warte ich auf Meldung vom Vorstand, was Ihr tut. Einer der
Kritikpunkte auf der Versammlung war die fehlende Kommunikation.
Die anderen Punkte meiner Mail "Professionalität ist was anderes" sind Dir
(Euch) auch seit März bekannt, wie ich in Einzelgesprächen beim beim
Stammtisch in Berlin hörte.
Ich werfe ungern die guten Sitten über Board, aber nach Deinem Auftritt auf
der Mitgliederversammlung habe ich mir einfach mehr vor Dir erhofft.
Tschüß und schöne Pfingsten
Ra Boe
Nachtrag:
" ... Nur weil es besser geworden ist, ist es noch lange nicht gut. ..."
Ich habe immer noch keine Stellenausschreibung bekommen.
In der letzten Woche gab es einen Seitenast der Debatte um zu besuchende
Orte, der mich nachdenklich stimmte:
Die Leipziger Messer besuche man (so las ich da) nicht, da sich dort
erfahrungsgemäß keine Neu-Autoren gewinnen lassen.
+++
Ich denke, wir sollten irgendwann unser gesamtes Ziel neudefinieren: Wir
haben in der Tat (wie Frank feststellt: insbesondere in den
Geisteswissenschaften) Schwachstellen. Wir sind jedoch längst schon
nicht mehr das Lexikon, bei dem jeder mitmachen kann.
Von meinen 200 Studenten pro Jahrgang können zehn sich auf das Niveau
einlassen, das derzeit bei WP erfordert ist. Von diesen 10 lassen sich
bestens drei gewinnen, da sie auch noch Engegement haben. Und diese drei
könnten auch weit vor dem Abi bei uns schon anfangen. Sie zeichnen sich
auch gar nicht durch den Abschluss Abi oder Magister aus, auf den können
sie verzichten, sondern dadurch aus, dass sie sich auf die
Qualitätsanforderung einlassen. Ich will mit dieser Post also keineswegs
Wikipedia (die zukünftige) auf Nachwuchswissenschaftler beschränken,
allerdings klar machen, dass wir interne Anforderungen haben, die in den
letzten Jahren extrem wuchsen.
Wohin entwickelt sich Wikipedia? Zu einer Quelle, die sich an Studenten
und Fachinteressierte ausrichtet. Der Oma-Test ist längst problematisch.
Wir sollten darüber nachdenken, langfristig unsere Artikel zu teilen,
(vielleicht bereits im Layout, ähnlich wie die Britannica es tat) in
einen Allgemein-Teil, der sich an einem Lexikon, wie den Taschenmeyer 24
Bde. orientiert, und einen fachlich versierten Teil. (Den Allgemeinteil
darf Bertelsmann dann jedes Jahr abdrucken.)
Wir werden (zweitens) wohl nachdenken müssen, wie wir Fachleute kriegen
für die Lücken - und zwar gezielt die Fachleute, die wir für die
bestehenden Lücken brauchen (wer schreibt uns den besseren Artikel über
Karl XII von Schweden). Wir werden drittens eine Community brauchen, die
mit diesen Fachleuten konstruktiv umgeht, die dafür sorgt, dass deren
Artikel verständnlich bleiben, Wissen für den Vorspann extrahiert etc.
(falls man Artikel teilt in einen Oma-Teil und einen Fachleute-Teil).
Um Fachleute zu gewinnen, werden wir weder auf dem Kirchentag noch in
Leipzig viel Glück haben, selbst wenn wir anschreiben, wird das sie
nicht gewinnen. Ich dachte Frank gegenüber bereits einmal offener
darüber nach: Fachleute können wir als Allgemein-Lexikon überhaupt nur
sehr bedingt für uns gewinnen. Das Lexikonformat ist hier bereist prekär
und Wikipedia-Arbeit potentiell rufschädigend (ich erzähle Euche gerne
eine Anekdote dazu, wie mir ein WP-Artikel meiner Hand einen sehr
interessanten Auftrag verdarb).
+++
Nehmen wir also Anstand davon, den Erfolg einer Veranstaltung an der
Menge der Neuautoren zu messen. Der Neuautor, der bei uns auf der Messe
den Account aufmacht und dann bei seinem ersten Edit revertiert wird,
ist ein Problem für uns und für sich selbst. Unseren Nachwuchs kriegen
wir aus der Gruppe der spannenden Benutzer, die mit 14, 15 Jahren
anfangen, uns zu konsultieren und denken "wow, das will ich auch können,
an den Diskussionen will ich mich beteiligen und Standing beweisen".
Diese Leute kriegen wir nicht über Schulprojekte per
Gieskannenbewässerung, ganz im Gegenteil: die liefern Mist, wenn ihr
Lehrer sie auf Wikipedia bringt. (Und sie liefern geniale Arbeit, wenn
sie bei uns das tun, was sie in der Schule kaum können: sich entfalten).
Und ich kriege diese Leute auch nicht unter meinen Studenten - ich darf
sie nicht bitten, sie müssen selbst den Ehrgeiz kriegen an ihrem Wissen
zu arbeiten. Wir kriegen sie als Internetfans, die unabhängig denken.
Die Fachleute bleiben ein Problem und hier vermisse ich eine Initiative.
(Die Zedler-Medaille ist keine).
+++
Bleibt die Frage, was wir auf Buchmessen oder auf Kirchentagen tun
sollen? Auftauchen, Engagement zeigen!
Wir tragen gesellschaftliche Verantwortung: Wir produzieren das Lexikon,
das an allen Schulen und Unis benutzt wird. Dieser Verantwortung müssen
wir durch Medien-Präsenz gerecht werden.
Der Erfolg eines Standes auf einer Buchmesse liegt in der
gesellschaftlichen Präsenz die wir zeigen; er liegt darin, dass wir uns
Diskussionen stellen, darin, dass wir Einblicke geben, darin, dass wir
Verantwortung wahrnehmen, indem wir auf Fragen antworten. Ich denke, wir
sollten aufhören, unsere Qualität nach Account-Menge zu bemessen. Unsere
Qualität bemisst sich in der Menge der User, die bei uns jede Minute
nachschlagen, weil wir besser sind als andere Internetquellen,
verlässlicher, härter durchdiskutiert - und das müssen wir bewerben.
Das mit den interessanten Neu-Benutzern wird ein sehr viel anderes
Nachdenken erfordern...
Gruß,
Olaf
--
Dr. Olaf Simons
English Literature
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