[Wikide-l] Die boesen Wikipedianer

Markus Brechtel markus at b-r-e-c-h-t-e-l.net
Mo Okt 23 13:55:06 UTC 2006


Tim 'avatar' Bartel schrieb:
> Hallo Wikipedianer,
> 
> Spiegel Online <sic!> hat heute erneut in einem Verweis auf den 
> ehemaligen Artikel das unsaegliche Zitat vom Juni ausgegraben:
> 
> So beklagen etwa Professoren in Großbritannien, dass vielen jungen 
> Menschen schlicht das Unrechtsbewusstsein abhanden gekommen ist: "Es 
> sind post- moderne Kinder der Generation Google, die aus vielen Quellen 
> schöpfen; Wikipedianer, die nicht unbedingt das Konzept individueller 
> Autorenschaft und Besitzrechte verstehen."
> (http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,443618,00.html)
> 
> Siehe dazu auch mein damaliges Posting (Message-ID: 
> <449FE46D.7000605 at computerkultur.org>), bzw. den ganzen Thread.
> 
> Tschuess, Tim.
> 

Man Besitzt ein Auto oder ein Haus, oder auch einen Computer. Aber
geistiges Eigentum? Gehören wir jetzt alle unseren Eltern und unsereren
Schulen, weil sie und ihr "geistiges Eigentum" "gegeben" haben? Die
Generation "individueller Autorenschaft und Besitzrechte" sollte sich
mal überlegen, ob das alles so richtig ist. Hier geht es aber letztlich
umeine ganz essentielle Frage: Arbeiten die Hochchulen und Universitäten
gegeneinander und fechten ihre Geistigen Besitzrechte untereinander aus
oder fangen sie endlich an zu kooperieren und den Geist von Open Access
zu verstehen? Ich bin der Auffassung, dass die Ergebnisse öffentlich
finanzierter Forschung sowieso jedem zur freien Verfügung stehen
sollten. Niemand kann heute noch etwas alleine erreichen, Vernetzung ist
angesagt. Urheberrecht behindert die Forschung zu Gunsten der
Machthabenden und führt auf Dauer zu Wissensmonopolen. Plagiate sind
dennoch nicht zu tollereieren, da sie eine Aberkennung der Autorenschaft
von anderen sind. Letztlich geht es bei der ganzen Diskussion doch um
Geld und Macht. Die Mächtigen versuchen alles was ihnen zuwiderläuft mit
allen Mitteln zu bekämpfen. Ich verwahre mich dagegen gesagt zu bekommen
ich würde "das Konzept individueller Autorenschaft und Besitzrechte"
nicht verstehen, das ist nicht die Frage, es geht darum ob man es
akzeptiert. Natürlich können wir in der Wikipedia keine Plagiate
zulassen, weil man damit die Enzyklopädie angreifbar machen würde, aber
das liegt letztlich auch nur daran, dass es Urheberrechte gibt. Gerade
bei Wissenschaftlern, die sehr gut bezahlt werden dafür die öffenliche
Forschung vorranzutreiben ist diese Haltung, an allem "Besitz" an den
Ergebnissen "ihrer" Forschung zu haben äußerst fragwürdig. Ich kann es
nur nochmal betonen, Wissenschaft sollte sich an Kooperation, nicht an
Wettbewerb orientieren. Die Menschheit steht an einem Punkt, an demdas
gesammte Wissen der Menschehit zu minimalen Kosten beliebig oft
reproduziert werden kann. Das einzige was dagegen steht ist
Urheberrecht. Geistiges Eigentum einzufordern ist im höchsten Maße
egoistisch und ist im Sinne einer freien Wissensgeselschaft in keinster
Weise zu tollerieren.



Chaotika