AW: Dünen, Kampf,und was das alles kostet (war: Re: [Wikide-l] WP-Artikelüber lebende Personen)

poupou poupoulquourouce at yahoo.de
Do Jan 5 21:50:58 UTC 2006


eine reaktion auf die von markus beschriebenen wachsenden artikelprobleme
könnte auch sein, die zahl der admins zu erhöhen. denn dass rund 170 leute
über 300000 artikel einigermassen überwachen sollen ist schlicht unmöglich.
angesichts dessen, was zur zeit auf der diskussion der adminkandidaturen
abläuft, mag man aber gar niemand für dieses amt vorschlagen.

poupou

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: wikide-l-bounces at Wikipedia.org [mailto:wikide-l-bounces at Wikipedia.org]
Im Auftrag von Markus Mueller
Gesendet: Donnerstag, 5. Januar 2006 20:27
An: Mailingliste der deutschsprachigen Wikipedia
Betreff: Dünen, Kampf,und was das alles kostet (war: Re: [Wikide-l]
WP-Artikelüber lebende Personen)

Am Donnerstag 05 Januar 2006 17:22 schrieb Ivo Köthnig:
> Gut Mathias, jetzt wissen wir, wie wir solche Artikel erkennen, nur 
> werden sie deshalb noch lange nicht überwacht. Da nützt auch ein 
> Aufruf nicht, die unübwachten Artikel stärker im Auge zu behalten. 
> Denn darunter leiden dann andere Artikel. Die Zeit, die die Leute 
> investieren, wird durch solche Features ja nicht mehr. Im günstigsten 
> Fall kann man die investierte Zeit zum überwachen besser aufteilen. 
> Aber irgendwann ist auch da die Grenze des "Überwachbaren" erreicht.

So ist es. Solche Probleme lassen sich schön mit Hilfe der Mathematik
demonstrieren. Jeder überwachte Artikel kostet den Überwachenden Zeit, die
logischerweise nicht mehr in andere Arbeit investiert werden kann. Ich hatte
schonmal vorgerechnet, dass - wenn wir hypothetisch die Verpflichtung
einführen sollten, dass jeder Admin einen gleichen Anteil Artikel zu
überwachen hätte - etwa 1800 einzigartige Artikel auf jede Person kämen, für
dessen täglich unvandalierten Zustand dieser dann verantwortlich wäre (und
da sind dann nichtmal die Artikel drin, die er aus anderen Interessen in
seiner Beobachtungsliste stehen hat).

Wir haben es also mit einem grundlegenden Problem zu tun: Wikiprinzip und
Enzyklopädie beginnen in dieser Größenordnung inkompatibel zueinander zu
werden. Denn um das Wikiprinzip uneingeschränkt aufrecht erhalten zu können,
ist ein mindestens linear steigender Verwaltungsaufwand vonnöten (meine
These ist sogar, dass es sich um einen leicht exponentiell ansteigenden
Aufwand handelt).

Wikiprinzip bedeutet Veränderung, aber der liebe Gott hat es leider nicht so
eingerichtet, dass die Veränderung automatisch nur in positive Richtung
verläuft. Der Wind baut eine Düne auf und der Wind baut die Düne auch wieder
ab. Das ist das nackte, uneingeschränkte Wikiprinzip. Unreguliert vergehen
die mit Energieaufwand geschaffenen Informationen mit der Zeit wieder in das
Rauschen, aus dem sie durch Denkarbeit geformt wurden.

Wir leisten uns allerdings jeden Tag abertausende Mannstunden - meist die
Zeit der besten Autoren - nur um gegen diese Entropie anzukämpfen. Jeden Tag
investieren wir ungeheure Arbeit, um das Wikiprinzip uneingeschränkt
aufrecht zu erhalten, ohne das irgendetwas Produktives oder auch nur
Positives daraus erwachsen würde: ein Kampf um den nackten Erhalt des
bereits Erreichten, buchstäblich nur "um des Prinzips willen". Ist das denn
die Art von Arbeit, die man intelligenten, arbeitswilligen Menschen in ihrer
Freizeit zumuten sollte? Dieser deprimierende Kampf gegen die Erosion des
Wissen und das Versumpfen in der Mediokrität, das KOSTET uns ungeheuer viel.
Hat schonmal jemand versucht zu berechnen, welche ungeheuren Opfer uns
dieser Luxus kostet? 

Er wird uns zumindest unseren - metaphorischen - Kopf kosten.

Umdenken ist also angesagt. Der erste Schritt kann nur darin bestehen, die
Zahl der Artikel in der Wikipedia massiv zu reduzieren. Die Wikipedia darf
nicht mehr auf das Vergrößern einer amorphe Masse Wert legen, sondern
ausschließlich auf die qualitative Verbesserung der existierenden Artikel. 
Wikipedia wird in Zukunft für fast alle Beteiligten nur noch ein Verbessern
dessen, was bereits erreicht wurde, bedeuten.

Das Einführen eines Stopps des Neuanlegens von Artikeln, ohne das dieses
zuvor als wünschenswert erkannt worden wäre, ist daher die erste in einer
ganzen Reihe von unumgänglicher Massnahmen, die einzuführen sind, wenn denn
man schon am Prinzip des Veränderns durch jedermann um jeden Preis - und
dieser Preis ist *verdammt* hoch - festhalten will.

Markus.


	

	
		
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