[Wikide-l] Freie Wiki-Lizenz in WikiWeise
Ulrich Fuchs
mail at ulrich-fuchs.de
Mo Okt 10 06:23:41 UTC 2005
Am Sonntag, 9. Oktober 2005 20:05 schrieb Nicole S:
> Kann bitte mal jemand in knappen Stichpunkten und idiotensicher
> darstellen, was die freie Wiki-Lizenz und die GNU-Lizenz unterscheidet
> und warum? Die Beispiele auf der Seite ganz unten sind zu wenig.
> http://www.wikiweise.de/wiki/Wikiweise%3AFreie%20Wiki-Lizenz Wie wärs
> mit ner vollständigen Übersicht: Vorher - Nachher?
In der Praxis:
* Es reicht erstens beim Weiterverbreiten (z.B. im Druck), alle Autoren
anzugeben, die über 10% Anteil am Artikel haben, sowie bspw. diejenige, die
zuletzt Bearbeitungen vorgenommen hat).
* Es reicht zweitens beim Weiterverbreiten anzugeben, dass ein Text unter der
FWL steht, es muss nicht (wie bei der GNU FDL) der komplette Lizenztext
verbreitet (=gedruckt) werden.
* Es muss drittens nicht wie bei der GNU FDL die komplette Versionsgeschichte
verbreitet (=gedruckt) werden, weil die bei in Wikis entstanden Texten meist
zehnmal so lang ist wie der Artikel selbst und damit bspw. einen Druck oder
ein Hörbuch etc. unpraktikabel macht.
* Die Freie Wiki-Lizenz enthält viertens spezielle Abschnitte zum Kopieren,
Trennen und Zusammenfügen bzw. Zusammenstellen von Texten, weil eigentlich
keiner genau weiß, wie die Anforderungen der GNU FDL mit diesen
Wiki-typischen Vorgängen kompatibel zu kriegen sind.
* Zuletzt sind die Anforderungen an die sog. "transparente Kopie" geringer als
bei der GNU FDL. Hängt z.B. damit zusammen, dass die pdf-Dateien, die ich in
Wikiweise generiere, keine transparente Kopie im Sinne der GNU-FDL mehr sind,
ich aber (außer dem Wiki-Quelltext, aber der würde im Sinne der GNU FDL
vermutlich nicht reichen) auch keinerlei Daten habe, die ich als transparente
Kopie zur Verfügung stellen könnte: Alles zwischen dem Wiki-Quelltext und der
ausgegeben pdf-Grafik(!) passiert im Speicher und nicht auf Dateien. Die GNU
FDL schränkt hier die praktischen Möglichkeiten für Wikitexte zu sehr ein,
weil sie sich mit ihrer transparenten Kopie auf einen Technologiestand von
1980 (oder so) bezieht.
Alle anderen Unterschiede sind eher theoretischer Natur (Ausrichtung aufs
deutsche Urheberrecht statt auf's Copyright, Lizenzierung durch die Urheber
statt Weiterlizenzierung durch den Lizenziaten), an bestehenden auf die
deutschen Rechtsverhältnisse abgestellten freien Lizenzen orientiert und in
der Praxis hoffentlich ohne Belang.
Uli