[Wikide-l] Re: Brockhaus und Wikipedia (war Wikipedia in der Financial Times)

Kurt Jansson jansson at gmx.net
Sa Dez 4 13:09:30 UTC 2004


Georg Jaehnig schrieb:
> Am Thu, 2 Dec 2004 09:08:52 +0100 schrieb Ulrich Fuchs  
> <mail at ulrich-fuchs.de>:
> 
>> Das sollte Wikipedia mal ändern. Ihre Idee war Wissens-Spitzenküche auf
>> Niedrigpreisniveau. Die Idee war, Wissen zu demokratisieren - und 
>> zwar  den
>> Zugang, nicht die Erschaffung - denn das Wissen selbst ist nicht
>> demokratisch: Viele brauchen es, aber nur wenige haben es.
> 
> Wenn das wirklich so sein soll, ist ein Wiki das _definitiv falsche_  
> Arbeitsmittel.
> 
> Viel eher müsste man eine Stiftung gründen, zu Spenden aufrufen und 
> damit  eine Redaktion von "Spitzenleuten" bezahlen, die einen 
> kostenlosen  Brockhaus erstellen. Könnte ja wirklich funktionieren...
> 
> Oder noch einfacher: Die Brockhaus-CD rippen und über Filesharing  
> verbreiten.

Den Brockhaus multimedial 2003 bekommt man bei Zweitausendeins für 14,95 Euro:
http://www.zweitausendeins.de/index.htm?/artikelDetail.cfm?bnr=14953
Das ist weniger als man für eine Musik-CD zahlt, oder für einen Kinobesuch zu 
zweit im Multiplex.

Ja, die erste Wikipedianer-Generation dachte bei der "Demokratisierung des 
Wissens" /auch/ an einen für jeden erschwinglichen Zugang, aber dies war nur 
einer von vielen Gründen beim Aufbau mitzuhelfen. Der Reiz etwas ganz neues zu 
schaffen, etwa was die Breite des Themenspektrums angeht und die Möglichkeit, 
unterschiedlichen Standpunkten in einem Artikel Geltung zu verschaffen, war 
schon damals für viele ein sehr wichtiger Motivationsfaktor. Von Anfang an gab 
es Listen aller Art, Artikel zu unbekannten Filmen, und auch einige Romanfiguren 
wurden damals in eigenen Artikeln behandelt. Dies alles geschah natürlich nicht 
gänzlich ohne Widerspruch; Aber an Fälle, in denen Wikipedianer, noch grün 
hinter den Ohren, anderen Neulingen voller Inbrunst erklären, welche Gegenstände 
in Wikipedia behandelt werden dürfen und welche nicht (wie ich es im letzen Jahr 
mehrmals beobachtet habe), kann ich mich nicht erinnern.

Auch mir geht es auf den Keks, dass allerlei sinnlose Vorlagen, aufgeblähte 
Tabellen und die Kämpfe um die richtigen (TM) Kategorien nicht nur die Artikel, 
sondern - was mich mindestens genauso nervt - auch die Versionsgeschichten 
vollmüllen. Aber dass wir uns noch nicht zu Projektbeginn wegen dieser Features 
die Köpfe eingeschlagen haben, lag wohl nur daran, dass die alte UseMod-Software 
solcherlei Möglichkeiten noch nicht bot.

Ich hoffe hiermit einer Geschichtsklitterung ein wenig vorzubeugen.


Kurt