Lieber Fantasy,
weißt Du, das Problem ist, dass wir nicht die englische Wikipedia sind,
sondern die Deutsche. Das heißt, wir haben einiges weniger an Benutzerverkehr
und bei unseren Akademikern eine etwas andere ("vorsichtigere")
Herangehensweise an neue Mittel wie etwa die Wikipedia.
Das hat in meinen Augen zwei Folgen, was die Stubs angeht:
1.) Ein "richtiger" Stub (ein Artikel, bei dem ein Satz das Thema definiert,
aber über das es unendlich viel mehr zu schreiben gäbe) wächst entweder sehr
schnell, oder gar nicht. Sobald ein Artikel nämlich mal aus den "neuen
Artikeln" oder den letzten Änderungen rausrutscht, schlummert er sanft vor
sich hin, weil er niemandem mehr auffällt. So lange er da drin steht, nehmen
ihn sich vielleicht einige der ständigen Benutzer vor; zufällige Benutzer
werden aber nur selten über einen Stub fallen und ihn dann verbessern. Ein
Stub wächst bei uns also entweder sehr schnell (z.B. der neulich von mir
angelegte Stub [[La_Tène-Zeit]]) oder gar nicht, vor allem, wenn er sich auf
ein absolutes Randgebiet / Randfilm / Randbuch / Randalbum bezieht,
beispielsweise [[Tisch und Bett]]. Letzteres ist noch nichtmal ein richtiger
Stub, da steht noch nicht mal da, dass es sich um einen FILM handelt. Das
wäre doch das mindeste, und JEDER Wikipedianer könnte das ohne Aufwand,
Wissen oder Recherche einfügen und den Artikel somit verbessern - Das ist ja
das, wovon Du ausgehst: Gib den Leuten ein Stichwort vor, und sie werden dazu
was schreiben und den Artikel langsam aber sich verbessern. Fakt ist aber,
dass das z.B. bei [[Tisch und Bett]] nicht passiert. Und damit sind wir bei
Punkt zwei:
2) Eine verbreitete deutsche Einstellung ist: "Was soll ich den Scheiß von
anderen Leuten verbessern". Man kann hierzulanden jemandem mit einem GUTEN
Mini-Artikel ködern, seinen Senf dazu zu geben und den Artikel zu ERWEITERN,
davon bin ich fest überzeugt (sonst würde ich nicht daran glauben, dass
Wikipedia eine Encylopädie werden kann).
Ich glaube aber, dass man mit einem SCHLECHTEN Mini-Artikel die Leute eher
abschreckt. Dann besser "Tabula Rasa" bei einem Schlagwort, als etwas, wo die
Leute sagen: "So ein Scheiß - das soll ein Encylopädie-Artikel sein???" -
sich kräftig einen ablachen und weiterklicken. Bei Akademikern würde ich mal
zu 95% von einer Einstellung dieser Art ausgehen: Entweder man findet was
gutes vor, dann überlegt man sich, ob man sich beteiligt. Oder man findet
Müll vor, dann ist einem die Zeit zu schade, den Müll zu verbessern.
Das ist vielleicht wirklich eine Mentalitätsfrage - vielleicht gehen
Amerikaner bei sowas etwas unbekümmerter ans Werk. Aber wir sind halt die
deutschsprachige Wikipedia, und haben also mit österreichischer, schweizer,
südtiroler und deutscher Mentalität zu tun. Die ist etwas anders als die
angelsächsische, also sollte unser Motto sein, Qualität vorzugeben.
Qualitativ miserable Artikel zu Randgebieten halte ich einfach für so
kontraproduktiv, dass man sie löschen sollte. Gute Artikel zu Randgebieten
können wir gerne behalten, auch wenn sie Stubs sind. Aber sie sollten
wenigstens eine Definition beinhalten, die mehr sagt, als der Leser eh schon
aus dem Artikeltitel entnehmen kann.
Letzte Anmerkung: Ich plädiere übrigens nicht dafür, die von mir kritisierten
Artikel sofort zu löschen. Die "Inkubator-Funktion" mag nämlich durchaus
gegeben sein, und ob sich dieser Effekt einstellt, sollte man durchaus
abwarten. Aber wenn sich zwei oder drei Tage an einem solchen Artikel nichts
tut, dann sollte er rausfliegen. Bei bestimmten Kriterien (noch nichtmal eine
Definition vorhanden, blanke Inhaltsangabe, "Datenbankeintrag" etc.
unverzüglich, ansonsten mit Löschandrohung nach einer Woche.)
Uli